Aus der Feder des Pastors – Schmückt das Fest mit Maien

Der Mai ist wohl der eine Monat, der mit seinem bit schönen Wetter die Menschen auf den Nord- und Go Südhalbkugeln erfreut.

Wir in der südlichen Hemisphäre schätzen den Mai wegen der angenehmen Temperaturen, der klaren Tage, des strahlenden Sonnenscheins und der Apfelsinen – und das Gleiche trifft im Allgemeinen auf die Menschen in der nördlichen Hemisphäre zu, und insbesondere auch, weil sich im Norden der Frühling breitmacht. Daher auch die vielen schönen Volkslieder über den Mai – „Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün“, zum Beispiel, oder „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“.

Was aber bedeutet es, wenn zu Pfingsten Psalm 118,27 heißt: Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Gibt es da auch einen Bezug zum Mai? Was bedeutet dieser Aufruf eigentlich? Und was sind Maien?

Bevor es die Lichterketten und das große Draping gab, mit dem wir heutzutage
unsere Feste und Feiern schmücken, gab es „Maien“. Unsere deutschen Vorfahren stellten selbst Maien her und schmückten damit kirchliche und weltliche Feste. Maien sind frische Birkenzweige mit neuen grünen Blättern, die
man noch mit kunstvoll gefertigten Papierblumen verzieren kann. Damit Eu schmückte man Haustüren, Hochzeitsfeste und eben auch kirchliche Räume zu besonderen Gelegenheiten. Wieso Birken? Die Birke ist die Baumart, die in Deutschland den Ruf hat, zuerst von der Winterstarre zu erwachen. Birkenzweige mit ihrem lauschigen, lebendigen Grün dienen hervorragend als Schmuck zu besonderen Gelegenheiten – aber besonders eben im Mai oder Juni zur Frühlingszeit.

Die Hörner des Altars hingegen sind die hornartigen Vorsprünge an den Ecken eines Steinaltars, wie er von dem Volk Israel nach Gottes Befehl gemacht war. Daran konnten Menschen sich festhalten, wenn sie sich vor anderen retten wollten, die sich an ihnen rächen wollten. Die Hörner bedeuteten Schutz und Schirm bei dem lebendigen Gott

Der Aufruf: Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! ist daher eine Aufforderung Gottes an sein Volk, das Gotteshaus bis an den Altar fröhlich mit grünen Maien auszuschmücken, Blumen zu streuen, mit farbenfröhlicher Natur das Fest zu schmücken. Traditionell schmückt man die Kirche zu Pfingsten mit Maien. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, das Fest der Kirche, die er um und in Jesus Christus sammelt und erhält. Mit Gesängen feiern wir Pfingsten und bitten singend um den Heiligen Geist, dass er uns tröstet, uns hilft, uns segnet, uns Gottes Liebe spüren lässt und dass er Frieden bringt.

Letztlich deuten die Maien auch in bestimmter Hinsicht auf die Ewigkeit: da geht es um Maien, die im Himmel blühen und uns auf ewig erfreuen werden. Denn der Heilige Geist regt nicht nur hier auf Erden zum Gottesdienst an und lenkt unseren Blick auf den siegreichen Christus, sondern gerade durch Pfingsten bekommen wir einen Vorausblick auf das ewige Leben in der ewig neuen Schöpfung in Gottes Gegenwart. Und so bitten wir fröhlich singend den Heiligen Geist:

Lass uns hier indessen nimmermehr vergessen, dass wir Gott verwandt;
dem lass uns stets dienen und im Guten grünen als ein fruchtbar Land,
bis wir dort, du werter Hort,
bei den grünen Himmelsmaien ewig uns erfreuen

(Benjamin Schmolck)

Euer Pastor Karl Böhmer