„Die „Sprache Kanaans“ gehörte zur gleichen Sprachfamilie wie die hebräische Sprache – Hebräer, Aramäer, Edomiter, Moabiter, Phönizier und Punier lebten im Großraum Kanaan und konnten sich wohl alle gegenseitig verstehen, ähnlich wie heute Niederländer, Belgier, Friesen und Afrikaanssprachige sich auch mehr oder weniger verständigen können.
Im heutigen Gebrauch bedeutet „Sprache Kanaans“ aber eher einen Jargon, der in einigen christlichen Kreisen, insbesondere bei Freikirchen, gesprochen wird. Wie eine „fremde Sprache“ mutet manchem Zeitgenossen Ausdrucksweise und Wortwahl an, da hier besondere Begriffe in Gesprächen verwendet werden, die durch Satzbau und Vokabular traditioneller Bibelübersetzungen geprägt ist (vor allem aus der Luther-Bibel).“
Grundlage der Redensart ist die Bibelstelle in Jesaja 19,18:
Zu der Zeit werden fünf Städte in Ägyptenland die Sprache Kanaans sprechen…
Zu der „Sprache Kanaans“ gehören z.B. Worte wie
- „in der Welt“, was die von Gottlosigkeit geprägte Umwelt außerhalb der christlichen Gemeinschaft bedeutet.
- Wenn jemand von „Anfechtungen“ spricht, sind Versuchungen und innere Glaubenkämpfe gemeint
- „Zeugnis geben“ bedeutet, seinen Glauben von Jesus Christus zu bezeugen
- Man spricht von „Brüdern und Schwestern im Herrn“, wenn man von anderen Christen spricht, die auch eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus haben
- Mit dem Ausdruck „Stille Zeit“ ist die Zeit (meist direkt morgens vor der Arbeit) gemeint, in der man sich an einem ruhigen und „stillen“ Ort zurück zieht, um Gottes Wort zu lesen, zu Gott zu beten und zu hören, was Gott einem sagen möchte. Jesus Christus suchte auch oft die Stille zu Gott.
Sprache Kanaans
a) Als ich noch in der Welt war …
- b) Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
- c) Bruder Schmidt, Schwester Frey und Geschwister Müller (nur
Gemeindemitglieder untereinander)
- d) Ich habe keine Freudigkeit.
- e) Ihr fehlt die Freimütigkeit.
- f) Dein Wandel ist nicht auf dem Boden der Wahrheit/Schrift.
- g) Beuget eure Herzensknie
Übertragung in die Alltagssprache
- a) Bevor ich Christ wurde …
- b) Liebe Gemeindemitglieder!
- c) Herr Schmidt, Frau Frey und Herr und Frau (Eheleute) Müller
- d) Ich habe keine Lust.
- e) Sie stimmt nicht zu / sie traut sich nicht.
- f) Du richtest dich nicht nach den biblischen Lebensregeln.
- g) Seid demütig.
Aus einer Übertragung des Märchens vom
Rotkäppchen in die Sprache Kanaans:
Nach einiger Zeit sagte die Mutter zu Rotkäppchen:
„Du bist gefragt, mein Kind, ob du der Großmutter freudig mit ein paar Lebensmitteln dienen willst.
Du kennst ja den Weg zu ihrem Häuschen im Wald. Insonderheit musst du dir sagen lassen, dass du dich vor dem bösen Wolf in acht nehmen musst; du könntest sonst in große Daseinsangst geworfen werden. Fühlst du dich dafür nun zugerüstet oder überfordere ich dich, mein Kind?“ Das Rotkäppchen schüttelte den Kopf und ließ sich freudig mit den Lebensmitteln ausrüsten. „Es muss dir wichtig werden“, sagte die Mutter dabei, „stets auf dem rechten Weg zu bleiben und dich mit keinem einzulassen. Und“, sie zog einen eng beschriebenen Bogen aus der Schreibmaschine, „hier ist noch das Wort, das ich nach ernsthafter Prüfung meines Gewissens für die Großmutter im Walde erarbeitet habe.“
Als der Jäger vorüberkam, ließ er sich die Not der beiden groß werden und wurde darüber freudig, den bösen Wolf zu töten. Dann zog er die Großmutter und das Rotkäppchen entschlossen aus dem Bauch des Wolfes. Das Rotkäppchen aber musste sich in großem Ernst fragen lassen, warum es mit dem bösen Wolf gegangen war. Als die beiden nun dem guten Jäger so recht von Herzen danken wollten, wehrte er ihnen ab und sagte: „Wir müssen nüchtern sein. Es war mir wesentlich, dass ich euch in Verantwortung diesen Dienst tun durfte. Das müsst ihr euch nun schenken lassen.“