Wie die Bibel über Gott spricht – wie Gott der Herr über sich selbst spricht! – ist einfach erstaunlich.
Es erlaubt uns einfach nicht, Gott in eine Schublade zu stecken, als wenn wir ihn ganz definieren oder verstehen könnten. Gott der Herr ist zu wunderbar und zu groß und zu herrlich, als das wir ihn wirklich fassen können. Nehmen wir zum Beispiel einen Vers aus dem ersten Kapitel der Bibel: „Und Gott sprach: ‚Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei‘…“ (1.Mose 1,26). Ist Gott diesem Vers nach eine Person oder mehrere? Schwer zu sagen, nicht wahr? Hat Moses nun einen Fehler gemacht, als er dies aufschrieb? Nein! Das ist kein Fehler. Die unregelmäßige Grammatik weist auf eine Realität in Gott hin, die mit nichts anderem im ganzen Universum zu vergleichen ist. Luther drückte es folgendermaßen aus: „Hier erscheinen beide: ‚Lasst uns machen‘ (V.26) und ‚Er machte, er schuf‘ [V.27], beides, Plural und Singular; damit zeigt uns Mose klar und deutlich, dass es innerhalb und in der Gottheit und dem schöpferischen Wesen selbst eine untrennbare und ewige Pluralität gibt.“ Gott ist einer – und doch gleichzeitig eine Gemeinschaft mehrerer Personen.
Die Bibel definiert die Dreieinigkeit Gottes nicht in so vielen Worten; stattdessen zeigt sie uns, wer Gott ist und wie er ist. In seiner Art ist Gott ein glühender Backofen der Liebe, der sich um uns kümmert und für uns kämpft. In seinem Wesen ist er ein einziger Gott in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nicht drei Götter; nicht nur eine einzige Person; sondern drei Personen in dem einen Gott. Faszinierend ist die Art, wie die drei Personen Gottes zusammenwirken. Zwischen ihnen gibt es immer reine Harmonie und Gemeinschaft und keinen Konflikt. Nicht einmal, als der Sohn Gottes Mensch werden, leiden und am Kreuz sterben muss. Selbst dann haben die drei Personen des einen Gottes nur ein Ziel, eine und dieselbe Absicht, eine Liebe, eine wunderbare, reibungslose Eintracht und vollkommene Gemeinschaft. Wir merken: Aha, Gott ist ein Gott der Verhältnisse, der Beziehungen, schon in sich selbst. Das Wunderbare: Durch Christus öffnet Gott die vollkommene Gemeinschaft, die er in sich selbst zwischen den drei Personen der Gottheit hat, um nun auch uns, seine Kinder, mit einzubeziehen – Menschen werden eins miteinander und mit ihm! Ähnlich spiegelte die Beziehung zwischen dem ersten Mann und der ersten Frau dort im Garten Eden diese vollkommene Gemeinschaft untereinander und auch mit Gott, ihrem Schöpfer, wider. Sie haben eine Beziehung zueinander, und sie haben eine Beziehung zu ihm.
All das ist auf schreckliche Weise von der Sünde zerbrochen und getrübt, und nur durch die Geburt, den Tod und die Auferstehung des Sohnes beginnt der Herr Christus den Prozess der Wiederherstellung in denen, die an ihn glauben und auf seinen Namen getauft sind. Sie sind nämlich in seine Auferstehung getauft, neue Kreaturen, Teil seines neuen Wesens. Wenn Gott uns zum Glauben führt, beginnt er damit, auch die Gemeinschaft zwischen uns und ihm wiederherzustellen.
Wunderbar ist das! Wenn Jesus Christus, der Sohn, zum Vater betet, betet er für die Jünger und sagt: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,20-21). Jesus spricht hier von dir und mir, die wir durch das Wort der Jünger an ihn glauben, und er betet für uns alle. Um was betet er? Jesus betet für uns, dass wir in ihm und im Vater seien, so wie der Vater im Sohn und der Sohn im Vater ist. Das ist unglaublich! Der dreieinige Gott öffnet die vollkommene Gemeinschaft in sich selbst und dehnt diese vollkommene Harmonie und Eintracht auf alle aus, die an den Namen Jesu glauben. Und all das hat einen Zweck: Damit die Welt glaubt, dass der Vater den Sohn gesandt hat.
Wenn wir von der Gemeinschaft sprechen, die wir in der Kirche haben, dann tun wir das manchmal auf oberflächliche Weise. Unsere Gemeinschaft in der Kirche ist nämlich anders als jede andere Verbindung, die wir mit Menschen haben. In der Gemeinde sind wir nicht nur eine Gruppe Leute mit gleichen Interessen, die sich zusammengeschlossen haben, um eine Kirche zu gründen, weil wir dachten, es sei eine gute Idee. Das trifft zu auf Clubs und Hobbygruppen und andere Verbände in der Welt. Wir aber sind nicht einfach nur ein Haufen von Einzelpersonen, die durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind. Nein, die Kirche ist eine GEMEINSCHAFT. Du und ich gehören hier zu etwas, das weitaus mehr ist als nur einzelne Leute, die zusammenkommen (oder in der Coronazeit eben auch nicht). Und der Grund dafür ist, dass unsere Gemeinde etwas ist, was Gott tut.
Gott baut die Christusgemeinde Kirchdorf. Das tut er auch in dieser Zeit. Gott hat Dich und mich in diese Gemeinde gefügt. Auch wenn wir zu Hause sind und nur aus der Ferne teilhaben an der Gemeinschaft der Kirche, ist dies eine lebendige Gemeinschaft, weil Gott auch in der Coronazeit an uns und in uns arbeitet. Dadurch haben wir das große Vorrecht der Gemeinschaft mit dem Vater und mit dem Sohn und mit dem Heiligen Geist, durch Wort und Taufe dürfen wir in Gott und Gott in uns sein. Diese Gemeinschaft, wahre Gemeinschaft im Wort, im Geist, in Gott selbst, das ist etwas, was wir auch jetzt miteinander haben. In dieser Zeit wird wieder deutlich, warum wir die Gemeinschaft der Heiligen, die eine, heilige, christliche, apostolische Kirche als einen Artikel des Glaubens bekennen und nicht als etwas, das wir immer oder überhaupt ganz sehen können. Auch jetzt ist diese Gemeinschaft Wirklichkeit! Durch sein Wort ist der gleiche Jesus in dir wie in mir, und durch ihn haben wir Gemeinschaft miteinander und mit Gott. Gott schafft Gemeinschaft zwischen uns und mit ihm.
Und das, woran wir teilhaben, ist – Gott selbst, der Ewige, Allmächtige, Wunderbare, in Christus uns ganz nah Gekommene. Erstaunlich, nicht wahr? Das ist echte Gemeinschaft. Sie ist wirklich nicht von dieser Welt. Wir bitten darum, dass Gott uns diese Gemeinschaft bald wieder im Gottesdienst erleben und feiern lässt. Ich sehne mich danach. Ihr bestimmt auch!
Euer Pastor Böhmer