Jugendbrief

Vor knapp 43 Jahren wurde das Jugendprogram sorgfältig auf einer Schreibmaschine getippt. Sorgfältig und konzentriert, denn wenn ein Schreibfehler gemachte wurde, gab es ein anstrengendes Rumfummeln. Den Papierbogen aus der Schreibmaschine holen, die kleine Flasche Tipp-Ex gut schütteln, vorsichtig wie Michelangelo den Schreibfehler mit der weißen Farbe überpinseln, das Tipp-Ex wieder gut schließen, da die Flasche nicht austrocknen soll, leicht auf den überpinselten Fehler pusten, den Papierbogen wieder mit dem Kopf nach unten in die Schreibmaschine einordnen, genau die Stelle finden, wo man den Tippfehler machte, und dann erst kann das Tippen fortgesetzt werden. Endlich abgefertigt wird das Programm vervielfältigt, einzeln in Briefumschläge gelegt, die Adressen per Hand aufgetragen, und dann den Packen aufs Postamt gebracht.  Geduldig wurde am Schalter gewartet, bis man von Tante X oder Onkel Y bedient wurde. Nach einem kurzen Gespräch über das Wohlbefinden der Familie und Freunde wurde eine Briefmarke für 3c gekauft, entweder mit Wasser oder Spucke befeuchtet und rechts oben in die Ecke auf jeden einzelnen Umschlag geklebt.. Und das so oft wie Familien in der Gemeinde waren, die Kinder in der Jugend hatten. Gezielt wurde jeder Briefumschlag in den Schlitz am Briefkasten geworfen. So! Geschafft. In ein bis zwei Wochen dürften alle Jugendlichen das Programm erhalten haben.

Bis vor 180 Jahren war Briefeschreiben kostenlos – aber Briefe zu empfangen sehr teuer. Den Briefverkehr erschwinglich machte erst die Penny Black, 1840 die welterste aufklebbare Porto-Quittung oder schlicht: Briefmarke. Die „Penny Black“ wurde in großer Stückzahl gedruckt und erstmals am 1. Mai 1840 ausgegeben.

Vater der Briefmarke war ein Lehrer aus London, Rowland Hill.

Briefmarken waren nicht nur „Postwertzeichen“: Viele der kleinen Bildchen ehren berühmte Persönlichkeiten, erzählen von bedeutenden historischen Ereignissen eines Landes oder sind Miniaturkunstwerke. Und sie sind begehrte Sammelobjekte.

Heute geht das alles viel einfacher. Zumindest will man es meinen. Bevor ein allgemeiner Brief, eine Bekanntmachung, eine Tagesordnung oder Information an mehrere Personen verschickt werden kann, muss man erst ein Handy zur Hand haben. Je nach Wahl kann es viel oder sogar sehr viel Geld kosten. Bei Vodacom oder MTN bekommt man den Eindruck, dass es sich auf alle Fälle lohnt, einen Vertrag zu haben. Dafür hofft man seinerseits auf zuverlässigen Empfang. Der lässt jedoch sehr oft zu wünschen übrig. Immerhin hat ja jeder die extra Tüte Geduld im Gemüt.

Ratzfatz geht das bei der jüngeren Generation. Etwas mehr Zeit braucht die Ältere. Und unsere Opas und Omas… die lernen immer noch, wie das Ding zu gebrauchen. Im Nu ist eine WhatsApp-Gruppe erstellt. Beim Erstellen der Gruppe sollte Vorsicht walten, damit auch der richtige Fritz ausgewählt wird.  Nun wird die nötige Info mit nur zwei aus zehn Fingern eingegeben. Hier halten bei den meisten die beiden Daumen an den Händen her.  Erstaunlich ist schon mit welcher Windseile diese sich bewegen können, ohne Seekrankheit auszulösen.

Beim Tippen ist wieder Vorsicht angeraten, denn Handys bieten eine großartige Option namens „Predictive Text“.  Tippt man schnell: „du wurdest ausgesucht, dabei zu sein,“ passiert es das „ausgeschlossen“ sich unbemerkbar dazwischen wurmt. So übermittelt man mit dem Zeigefinger beim zufriedenen Drücken der Sendetaste die richtige oder falsche Botschaft. Da überlässt man sein Kommentar lieber den Augenbrauen.   

Fällt einem aus Versehen das Handy aus der Hand auf eine harte Oberfläche ist Holland in Not.  Da dehnen sich ohne lange Überlegung sogar die steifsten Muskeln und zerbrechlichsten Rückenwirbel, um schnellstens zu prüfen, ob das Handy nach dem Sturz kaputt ist.  Dieser Moment, wenn das Handy runterfällt und nicht kaputt geht … = UNBEZAHLBAR!