Glaube zuhause leben – Tipps und Ermutigung zur Hausandacht heute

Praxistipps und Mutmacher für alle, die ihr Glaubensleben im Alltag und in der Familie pflegen möchten.

Die Schwierigkeit ist oft, dass man die Familie nicht zu einer bestimmten Tagestunde versammeln kann. Häufig sind beide Elternteile tätig, leider nicht immer zur gleichen Zeit. Die Kinder besuchen verschiedene Schulen oder Betriebe. Abends gehen sie weg. Und viele sind so angespannt, dass sie sich kaum aufs Bibellesen und Beten konzentrieren können.

Ja früher, da waren noch ruhige Zeiten. Die Leute standen nicht so unter Stress wie in der modernen Leistungsgesellschaft. Und die Angebote an Vergnügen und Zerstreuung – bis hin zum Fernsehen – gab es damals nicht. Auch wenn schwer gearbeitet werden musste: Der Tagesablauf war geregelter. Die Frauen waren in erster Linie für den Haushalt und die Familie zuständig. Da konnte alles harmonischer ablaufen. Es war leichter, die tägliche Andacht festzulegen.

Als Anhang zu Luthers Kleinem Katechismus finden wir die “Haustafel” und “Christliche Fragstücke.”  Der Hausvater verstand sich als “Priester” (des Reformators “allgemeines Priestertum der Gläubigen”, 1.Petrus 2,9) und hörte Kinder und Angestellte regelrecht ab, was sie über den christlichen Glaubensinhalt wussten. Heutzutage ist man stolz darauf, dass die patriarchalische (vom Vater geprägte) Familie der Vergangenheit angehört; leider haben wir im Blick auf die christliche Hausandacht bisher nichts Gleichgewichtiges zu setzten gewusst. Die Lebensumstände scheinen es auch gar nicht zu ermöglichen. Sollen wir deshalb aufgeben? Sicherlich nicht. Der Beter bekennt: “Dein Wort ist meines Fußes leuchte und ein Licht auf meinen Wegen.” (Ps 119,105). Wenn wir diesem Licht allenfalls nur sonntags gestatten, uns zu leuchten, dann werden wir oft in die Irre laufen. Wer will das schon? Also sollten wir uns etwas einfallen lassen, um trotz der erschwerten Umstände unsere Hausandacht zu halten.

Heutzutage ist ja eine Fülle von Schrifttum auf dem Markt, das dem dient: Andachtsbücher, Abreißkalender, Bibellesepläne, sogar die “Jahresbibel”, die ausgewählte Abschnitte für jeden Tag anbietet und es ermöglicht, einmal jährlich durch die ganze Heilige Schrift zu kommen. Dazu gibt es Gebetsbücher, auch für Jugendliche. Wenn es um Andachtsliteratur geht, haben wir wirklich keinen Mangel. Nur, man muss sie benutzten. Aber wie?

Jeder kann täglich wenigstens zehn Minuten erübrigen: morgens, mittags oder abends. Dann ziehen wir uns in die Stille zurück, bitten Gott um seinen Beistand und studieren einen Abschnitt aus der Bibel – am besten nach einem Leseplan.

Wir fragen:

1. Was sagt der Text?                                                                   

2. Was sagt er mir?

Wir lassen dabei Gottes Wort auf uns wirken: Allmählich werden wir darüber ruhig, und der biblische Abschnitt spricht zu uns. Vorher und im Anschluss an unser Bibellesen wollen wir beten. Wir denken daran, dass das Reden mit unserem Herrn mit Dank und Lob beginnt: dem folgen unsere Bitten, die unter dem Vorzeichen stehen: “Nicht mein, sondern Dein Wille ist der beste!”

Ehepaare werden in der Regel abends Zeit finden, um gemeinsam Andacht zu halten. Kein Fernsehprogramm ist so gut, dass wir deswegen unser Reden mit Gott vernachlässigen müssten. Der Abreißkalender oder das geeignete Andachtsbuch helfen dabei. Und die “persönliche “Stille vor Gott” wird dadurch nicht überflüssig.

Ich habe Jugendliche erlebt, die niedergeschlagen waren, weil in ihren Familien nicht gebetet wurde, auch nicht bei Tisch. Christen sollen sich einem derartigen Vorwurf ihrer Kinder nicht aussetzen, selbst dann nicht, wenn diese im entscheidenden Augenblick behaupten: “Ich habe es heute furchtbar eilig!”  Dann aber wollen wir unsere Andacht auch so gestalten, dass alle an ihr beteiligt sind: mit Lesen, Singen und Beten. Und wenn es tatsächlich nicht möglich ist, täglich eine gemeinsame Zeit dafür zu finden: Zwei-oder dreimal wöchentlich werden wir es schon schaffen.

Die Erfahrung zeigt: Haben wir gerade Gäste, so lassen die es sich gefallen, wenn sie zur Teilnahme etwa an der Abendandacht eingeladen werden. Nein, wir wollen keinen zwingen! Doch sie sollen wissen, dass sie ein christliches Haus besuchen. Oft erwarten sie geradezu, dass hier sowas wie eine Andacht stattfindet, auch wenn sie es nicht sagen. Wir aber suchen die Texte sorgfältig aus: ob sie auch für “Außenstehende” verständlich sind. Unser Beten möge so klar und kurz sein, dass sie folgen können.  Unsere leibliche Ernährung kann ganz verschieden sein. Es gibt billige Schnellrestaurants und teure Grandhotels. Unser Herr Jesus Christus gibt alles umsonst. Da sollten wir nicht die billigste Weise wählen.