Jeder Mensch ist in der Gemeinde wichtig und hat einen besonderen Platz. In diesem Artikel erfährst du, wie verschiedene Gaben, Engagement und Freude das Leben in Kirchdorf prägen – und warum Gott jeden Einzelnen gebrauchen möchte, um gemeinsam etwas Grosses zu bewegen.
Nach dem späten Abend trafen sich die sieben Freunde wie abgemacht am nächsten Vormittag. Sie sind alle aufgeregt und gleichzeitig besorgt, wie die neue Geschäftsidee umgesetzt werden soll. Alle sind sie Hobby-Gärtner und alle bereit, ihre Arbeitstellen zu kündigen, um das neue Geschäft zu gründen. Im Umkreis von 30 km gibt es nämlich kein Gartengeschäft – diese Marktlücke wollen sie füllen. Aber wie? Und wer macht was?
Thomas und Renate sind gute Anführer und können das Projekt koordinieren und leiten. Denn Thomas hat Kontakte in der Geschäftswelt und kann Rat für die Strategie einholen. Renate hatte schon 20 Jahre in der Bank gearbeitet und ist geeignet, die Finanzen zu überwachen. Tim kann nicht gut mit Geld umgehen, ist aber ein ausgezeichneter Gärtner und kann sich um die Stecklinge und Saat kümmern. Alle sind einverstanden. Rebekka – sehr begabt – kümmert sich um Blumen und Sträucher. Silas ist handwerklich begabt und sehr geeignet für den Verkauf von Werkzeugen und kann den Aufbau der Verkaufsstände übernehmen. Tristan kennt die Leute aus der Gegend gut und hat die Gabe, Menschen Produkte anzuschnacken – der ideale Verkäufer. Und Doris übernimmt das Büro und kümmert sich um die Papierarbeit und den Kundendienst. Das ideale Team!
Mancher Christ denkt vielleicht: “Ach, wenn es in der Kirche doch auch so sein könnte.” Aber es soll so sein! Gott gibt Gemeindegliedern unterschiedliche Gaben, damit das Werk des Evangeliums blühen kann. Einige besitzen Führungsqualitäten, andere sind begabte Lehrerinnen, andere wiederum gastfreundliche, großzügige Leute. Alle haben wir “verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist,” heißt es hier im 6. Vers aus dem Römer Kapitel 12. Das bedeutet: Gottes Gnade steigert die natürlichen Fähigkeiten, die der Herr uns gegeben hat, und manchmal erweckt Gottes Geist in uns Fähigkeiten, die weder wir noch andere in uns vermutet hätten. Und erst, wenn wir zu einem Dienst aufgerufen werden, lernen wir, die Gabe dann auch einzusetzen.
Das Leben in der Gemeinde fordert harte Arbeit und viel Zeit. Gottes Wort macht das von vornherein klar. Unser christlicher Dienst aneinander und in der Gemeinde ist kein Hobby, das wir nur dann ausüben, wenn wir mal Zeit oder Lust dazu haben. Sondern damit eine Gemeinde funktioniert, ist es wichtig, dass jeder Anteil an der Gemeinde nimmt. Kirchdorf ist nicht die Gemeinde von anderen Leuten. Sie ist deine Gemeinde. Ja, zuallererst ist sie die Gemeinde des Herrn Jesus Christus. Keine Frage.
Aber nicht so, dass du oder ich hier Kunden sind oder nur Besucher. Sondern der Herr gibt dir und mir ein Eigentumsrecht. Was auf diesem Gelände geschieht, was in unseren Versammlungen besprochen wird, was für Dienste auch ausgeübt werden, hier arbeiten wir alle mit an einem großen Ganzen, an dem Werk, das der Herr hier unter uns tut.
Ich bin so dankbar, für das, was ich hier sehe. So viele Menschen setzen sich tatkräftig ein und dienen in den verschiedenen Gremien unserer Gemeinde oder auch freiwillig hier und da. Es fällt mir besonders auf, wenn ich die Berichte der vielen Gremien lese und mir klar wird, was so alles oft unauffällig geschieht. Wenn die Tagesordnung zur JHV diese Woche ausgeschickt wird, lasst euch Zeit, die Berichte alle sorgfältig zu lesen. Da bekommt ihr einen Einblick in die vielen Liebesdienste, die gemacht werden. Aber wir können alle zunehmen in der Liebe. Ihr Lieben, die ihr dient, Gott der Herr sieht eure Dienste, auch wenn ihr manchmal meint, es wird zu viel erwartet oder zu wenig beachtet. Er sieht jedes Opfer und rechnet euch den Dienst an seiner Gemeinde zu als ein Dienst an ihm selbst. Ganz wichtig ist jeder Dienst. Überlegt euch unter Gebet und Fürbitte gut, wer in diesem Jahr neu gewählt oder kooptiert werden könnte, lest euch die Liste durch, wer noch kein Amt hat und wie man sie beziehen könnte. Alle wollen wir für die Gemeinde und ihre Glieder beten, alle gemeinsam dienen am großen Werk des Herrn, auch in dem, was gering scheint. Bei keinem Dienst soll es darum gehen, sich selbst groß zu tun oder Prominenz zu erlangen, sondern der Herr soll hier groß sein. Über allem, was jeder macht, soll Kol 3,23 großgeschrieben werden: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus!“
Dieser Herr fordert nicht von uns, dass wir zuerst ihm dienen, und dann erst will er uns einen Knochen zuwerfen; sondern er ist in diese Welt gekommen, um uns zu dienen. Der Schöpfer hat sich seiner eigenen Schöpfung unterworfen und ist der Knecht aller geworden, damit wir am Kreuz von unserer eigenen Ungerechtigkeit und von der ewigen Verdammnis erlöst werden können. Es ist unfassbar – der Herr aller Herren zieht sich eine Schürze an, kniet nieder und wäscht uns die Füße, wäscht uns rein an Leib und Seele, versöhnt uns mit dem Vater dadurch, dass er sich völlig hingibt am Kreuz. Sein anhaltender Dienst ist die Triebkraft hinter allem, was wir sind, allem, was wir können, allem, was wir tun. Weil er uns dient, können wir dankbar dienen. Gott will keine griesgrämigen, missgelaunten und unzufriedenen Diener in seiner Kirche. Er gibt stets Grund zur Freude, dass wir gern dienen. So ein Heiland ist er – ein Freudenmeister. Wenn wir keine Freude am Dienst verspüren, wollen wir innehalten und uns unter sein Kreuz setzen und schauen, was er sich seinen Dienst an uns hat kosten lassen.
Wie könnten wir uns da nicht freuen und dankbar sein? Wenn die Mitarbeit in der Gemeinde uns mal die Laune verdirbt, wollen wir zu seinem Wort zurückkehren und hören, was für ein Herr er ist. Nicht so, als ob Lebensfreude das Wichtigste und Ausschlaggebende an jedem Dienst ist, sondern so, dass wir sein Wunder bei der Hochzeit zu Kana ausdrücklich als Jesu Willen für die Gemeinde verstehen. Das Leben in der Kirche geht nicht um Leibfeindlichkeit, sondern um den Herrn, der bewusst Feiern, Freude und Frohsinn fördert. Diese Freude kommt oft auf durch den Dienst. Und mehr noch: Jesus zeigt Freude am Leben. Ihm gefällt es nicht, dass da nicht genug Wein zur Verfügung steht, also beschafft er welchen, damit die Feier noch mehrere Tage weitergehen kann. Diesem Herrn dienen wir.
Unser Predigtwort mit seinen vielen Aufforderungen ist nichts anders als ein Bild vom Leben in der Gemeinde. Gottes Grundgedanke ist hier dieser: Liebe geht weit mehr um das, was wir tun, als um das, was wir fühlen und empfinden. Ob wir mithelfen – und nicht, ob wir andere mögen. Ohne Falsch soll die tatkräftige Liebe in der Gemeinde sein – buchstäblich „unheuchlerisch“, aufrichtig, hingebungsvoll. Wir dienen nicht, um unseren Willen überall durchzusetzen, sondern um Christi Willen durch tatkräftige Liebeswerke zu tun. Das Leben in der Kirche geht nicht um das Ego, sondern um Christus. Unser Ego gerät in den Weg, wenn wir ihm dienen. Lasst Gottes Geist euren Dienst mit Licht und der Freude am Herrn durchleuchten, denn die ist unsere Stärke und die macht uns zu einer starken Gemeinde.
Hasst das Böse, habt nichts mit Afterreden und Gemeinheit und Eifersucht und Neid zu tun. Hängt dem Guten an. Was wahrhaftig ist, was ehrbar, rein, liebenswert ist, guten Ruf hat – darauf seid bedacht (Phil 4). Übt herzliche brüderliche Liebe untereinander. Haben wir nicht in dieser Gemeinde viele, die ein ganzes Leben der Gemeinde dienen? Und wenn man sie fragt, wieso, oder wie das möglich ist, dann sagen sie in Demut: Weil ich meinem Herrn dienen darf. So ist es recht. So soll es sein.
In Japan gibt es Wettbewerbe, da stehen sich zwei Japaner gegenüber und beginnen sich zu verneigen, und der eine verneigt sich tiefer als der andere, um zu schauen, wer sich am tiefsten verneigen kann. So will es der Herr von uns im Geiste auch: Wetteifert miteinander, wer dem oder der anderen am meisten Ehre erweist. Lasst euren Empfang des heiligen Abendmahls euch anspornen zu brennender Liebe im Sinn von Liebesdiensten untereinander. Fröhlich in Hoffnung, dass der Herr es gutmacht, in schweren Zeiten geduldig, lasst euch nicht vom Gebet abbringen. Wo Not ist, helft, wo man euch beleidigt, segnet und flucht nicht. Wo Gemeindeglieder fröhlich sind, freut euch mit ihnen, wo sie weinen, lasst euch Zeit und lasst mal den guten Rat stecken und weint mit ihnen, fördert die Einmütigkeit in der Gemeinde und zieht am gleichen Joch.
Könnt ihr euch vorstellen, wie es sein muss, in einer Gemeinde zu leben, die all das tut? Und so sind wir schon in Christus. Wir sind alle diese Dinge, weil Christus alle diese Dinge ist. Und er will uns in diese Dinge einüben, indem sein Geist unsere Herzen regiert. Ihr Lieben, ihr habt doch nichts zu verlieren. Sondern er sorgt, dass ihr alles gewinnt. Christus macht euch recht frei, die Sache ist seine, die Kirche ist seine, die Gemeinde gehört ihm. Er macht uns zum idealen Team. Amen.
Pastor Karl Böhmer