17. Sonntag nach Trinitatis (Freiheit eines Christenmenschen) – 2019

17. Sonntag nach Trinitatis (Freiheit eines Christenmenschen)

Die Gnade unsres Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

 Text: Johannes 9, 35 – 41

35Es kam vor Jesus, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn? 36Er antwortete und sprach: Herr, wer ist’s, dass ich an ihn glaube? 37Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist’s. 39Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an. 39Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden. 40Das hörten einige der Pharisäer, die bei ihm waren, und fragten ihn: Sind wir denn auch blind? 41Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.

Lasst uns beten: Lieber Heiland, Jesus Christus, du bist in diese Welt gekommen um uns von der geistlichen Blindheit zu heilen! Wir bitten dich, schenk uns gesunde Augen, damit wir dein Licht sehen, und erkennen können, was du zu unsrer Erlösung getan hast! Wir danken dir für deine Liebe! Komm, lieber Herr, und segne jetzt unser Reden und unser Hören. Amen.


Im Namen Jesu, liebe Gemeinde

Die Einleitung zu diesem Bericht, den wir eben in unsrem Text gehört haben, haben wir schon am 8. Sonntag nach Trinitatis, in der Predigt über die ersten 7 Verse aus diesem 9. Kapitel vom Johannesevangelium, gehört. Der Mann von dem uns heute berichtet wird, ist genau dieser blindgeborene Bettler, dessen Augen Jesus mit dem Brei aus Staub und Spucke bestrichen hatte, und der sich dann im Teich Siloah waschen musste. Wir werden uns auch entsinnen, dass er, als er das getan hatte, geheilt wurde, und dass er von da an alles klar sehen konnte! Wahrscheinlich ist er Jesus aber nach seiner Heilung nicht wieder begegnet, weil Jesus schon weiter gezogen war. Er hatte sich also noch nicht ein Bild von Jesus machen können, und deshalb konnte er ihn dann auch hier in unsrem Text, nicht einfach so erkennen!

Diese Heilung hatte inzwischen aber eine ganze Kettenreaktion verursacht! Die Berichte darüber füllen das ganze 9. Kapitel! Und unser heutiger Text ist dann der Abschluss von dieser Geschichte! Im Grunde genommen ging es alles darum, dass die Pharisäer Jesus nicht als den von Gott gesandten Messias, erkennen wollten! Und, weil Jesus diesen Blindgeborenen am Sabbath geheilt hatte, hatte er ja damit, für sie, das Gesetz übertreten! Und wer das Gesetz nicht hielt, konnte deshalb auch nicht von Gott gekommen sein! Ohne, dass wir jetzt das ganze Kapitel durchlesen müssen, kann man es wie folgt zusammenfassen, nämlich: Während die Menschen und sogar die Eltern dieses Mannes, und auch die Pharisäer, an der Heilung dieses Blindgeborenen irre wurden, hat er selber sich immer wieder fest zu Jesus gehalten!

Obwohl er ihn noch nie mit seinen leiblichen Augen gesehen hatte, hat er sich dennoch zu ihm bekannt! Er nannte ihn sogar, auf die bösgemeinte und drohende Frage der Pharisäer, in Vers 17, einen Propheten! Und dann hat er dieses Bekenntnis auch gründlich verteidigt, so, dass sie ihn, zum Schluss, ganz aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft ausgestoßen haben! Er gehörte nun nach jüdischem Denken, zusammen mit den „Zöllnern und Sündern“ zu denen, die nicht mehr selig werden konnten!

Aber, er war trotzdem in guter Gesellschaft! Diese Zöllner und Sünder waren ja gerade die Menschen, für die Jesus sich besonders interessiert hat! Und da setzt unser Text ein! Jesus hat diesen Mann, nach seinem Ausschluss aus der Gemeinde gesucht, hat ihn gefunden, und sich ihm persönlich vorgestellt! Nun war er für diesen ehemaligen Blinden nicht mehr nur „der Mensch, der Jesus heißt“, sondern, nun war er „der Menschensohn!“ Dem hat er seinen Glauben zugesagt, und hat ihn auch als seinen Heiland angebetet!

Liebe Gemeinde, die wichtigen Worte und Begriffe, die wir an diesem Sonntag lernen sollen, sind erstens: „Glaube.“  Im Wochenspruch aus dem 1. Johannesbrief 5,4 haben wir die Worte gehört: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat!“ Und im Evangelium, Matthäus 15, 28 heißt es: „Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!“

Und zweitens geht es um den Begriff:  „Bekenntnis“, oder „Bekennen.“ In der Epistel, Römer 10, 10 sagt uns Gottes Wort: „Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet!“ Und das können wir an diesem blindgeborenen Mann erkennen, und von ihm lernen! Jesus hatte ja schon am Anfang von dieser Geschichte (Vers 3) auf die Frage seiner Jünger, nach der Ursache und der Schuld für sein Leiden, gesagt: „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm!“

Und hier sehen wir jetzt das Resultat von dem Wirken Gottes, im Leben dieses Menschen! Zuerst wurde er durch ein Wunder von seiner Blindheit, mit der er geboren war, durch Jesus geheilt! So bekam er sein leibliches „Augenlicht“ von Gott geschenkt! Nun konnte er endlich  sehen! Dann wurde ihm aber auch noch der nächste, und wichtigste Schritt, durch Gottes Geist gegeben! Er durfte Jesus mit den Augen des Glaubens sehen, und ihn als seinen Heiland erkennen und anbeten!

Liebe Gemeinde, wer diesen Schritt, aus welchem Grund auch immer, nicht schafft, oder schaffen will, der gehört zu denen, die Jesus hier, in unsrem Text, als blind beschreibt! An Jesus scheiden sich die Geister, wie man so sagt! Und das ist es, was Jesus hier in unsrem Text meint, wenn er sagt: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden.“ Ganz selbstverständlich redet Jesus hier von der geistlichen Blindheit! Jesus hat ja nie jemanden, der mit seinen leiblichen Augen sehen konnte, blind werden lassen! Und sein Wirken an den leiblich Blinden, war auch relativ beschränkt. Aber er hat unzählig vielen Menschen aus ihrer geistlichen Blindheit heraus geholfen so, dass sie an ihn glauben konnten, und, dass wir es auch heute noch können! Aber diejenigen, die meinen, dass bei ihnen alles in Ordnung wäre, und die deshalb keinen Heiland haben wollen, das sind diejenigen, die er hier als die geistlich Blinden beschreibt! Und das, obwohl da mit ihren leiblichen Augen nichts verkehrt zu sein brauch! Das schließt auch diejenigen mit ein, die sich die ewige Seligkeit, durch ihre eigenen Werke des Gesetzes, verdienen wollen! Man ist mit solch einer Überzeugung dabei, dass man gar nicht mehr merkt, dass es alles gar nichts nützt!

Diese geistliche Blindheit kann man auch mit dem sogenannten „blind spot“ beim Autofahren vergleichen! Trotz mindestens drei Rückspiegeln, und den besten Augen, kann man auf der Straße und im Parkplatz immer noch nicht jede Ecke beim Fahren übersehen! Und ehe man sichs versieht kracht oder kratzt es irgendwo, oder jemand fängt an wie verrückt zu huten! So ist es auch mit unsrem Leben! Die leiblichen Augen reichen längst nicht, um alles, was im Leben so auf uns zukommt, rechtzeitig zu sehen und zu erkennen! Da sind viel zu viele „blinde Ecken“, die man weder sehen noch erkennen kann! Und, bevor man weiß was eigentlich passiert, ist man schon auf irgendeine Sünde reingefallen!

Deshalb ist es so wichtig, dass man sich von Jesus immer wieder die geistlichen Augen öffnen und „schärfen“ lässt! Ja, nur er kann uns helfen, und uns vor dem Fallen bewahren! Und er ist es auch, der uns nach dem Fallen, wieder aufhebt, und uns die Sünden vergibt! Durch ihn dürfen wir dann auch jedes Mal wieder neu anfangen! Seine Gegenwart in unsrem Leben ist so, wie diese ganzen modernen Systeme, die es heutzutage in den Autos gibt, die einem zeigen, wie es hinter dem Auto wirklich aussieht! Diese Dinger warnen einen ja sogar, wenn man zu nah an etwas rankommt so, dass man noch rechtzeitig anhalten kann! So kann man viel Schaden am eigenen und an anderen Autos vermeiden! Genau so schützt das „Auge Jesu“, das in uns durch die Gebote und das Gewissen wirksam ist, uns auch rechtzeitig vor den Gefahren, denen wir immer wieder  im Leben begegnen!

Ja, liebe Gemeinde, an Jesus scheiden sich die Geister! Jesus fragt auch uns immer wieder, genau wie er diesen Mann, den er geheilt hatte, gefragt hat: „Glaubst du an den Menschensohn?“ An jedem Sonntag, wenn wir gemeinsam das Glaubensbekenntnis singen oder sprechen, steht diese Frage lebensgroß vor uns! Und wenn wir dieses Bekenntnis vielleicht so gedankenlos und ohne Aufmerksamkeit vor uns hinleiern, dann müssen wir wissen, welche Antwort wir unsrem Herrn damit, auf seine Frage, geben! Sind wir vielleicht auch schon zu solchen Blinden geworden, wie es die Pharisäer waren? Wer nur aus Gewohnheit hier in den Gottesdienst kommt, und nicht mehr von Herzen glaubt und mit dem Mund bewusst und andächtig seinen Glauben bekennt, muss wissen, dass die Grenze zur geistlichen Blindheit, schon überschritten ist!

Der Blindgeborene in unsrem Text ist uns deshalb, mit seiner klaren Antwort, ein sehr gutes Vorbild! Er hat sich, trotz dem Spott und den Drohungen der Pharisäer, nicht gescheut, um Jesus die Ehre für seine Heilung zu geben! So wollen wir uns auch immer wieder zu unsrem Heiland hinwenden! In unserer Taufe, hat er uns in sein Reich aufgenommen! Hier an seinem Altar bekommen wir seine Vergebung; hier wird unser Glaube an ihn, im Heiligen Abendmahl immer wieder gestärkt. Dadurch werden wir dann jedes Mal von unsrer geistlichen Blindheit geheilt! Diese wunderbaren Gelegenheiten, die wir hier in jedem Gottesdienst haben, sollten wir deshalb so oft wie möglich gebrauchen! Dadurch wird uns, und allen Gläubigen, in Christus, das ewige Leben geschenkt! Das ist gewisslich wahr! Amen.

Wir beten: Herr Gott, lieber himmlischer Vater, wir danken dir für dein Wort! Darin zeigst du uns den Weg zum ewigen Leben! Herr, öffne uns die Augen, dass wir dir auf diesem Weg auch gerne folgen werden! Lass uns durch nichts von diesem Ziel abbringen! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus, zum ewigen Leben. Amen.


17. Sonntag nach Trinitatis (Freiheit eines Christenmenschen)

Wochenspruch
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

1. Johannes 5, 4b

Introitus – Nr. 58 (Psalm 86, 9 u 5)

Epistel

Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht: „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.” Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn „wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.” Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht: „Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!” Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht: „Herr, wer glaubt unserm Predigen?” So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

Römer 10, 9 – 17

Hauptlied
Such, wer da will, ein ander Ziel 285

Evangelium

Jesus ging weg von Genezareth und zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.

Matthäus 15, 21 – 28