12. Sonntag nach Trinitatis (Die große Wende) – 2020

12. Sonntag nach Trinitatis (Die große Wende) | Predigt zum 12. Sonntag n. Trinitatis, den 30. August 2020

Christusgemeinde Kirchdorf: Konfirmation


  1. Korinther 3,9-15 I.i.

Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird’s klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

Als meine Frau und ich vor einigen Jahren bauliche Verbesserungen an unserem kleinen Haus in Pretoria machen wollten, stellte es sich heraus, dass die Hälfte der Struktur gar keine Fundamente hatte. Das war für uns ein großer Schock. Nun mussten wir irgendwie nachträglich Fundamente legen. Das geht, aber nicht wirklich, das ist kein gutes Fundament, für mehr Stockwerke schon gar nicht; das ganze Gebäude ist kompromittiert. Nun, die Heilige Schrift spricht hier auch vom Bauen und von Gebäuden unter Christen. Nicht Kirchengebäude wie dieses hier, sondern es geht um den Bau der einen, heiligen, christlichen Kirche und um die Lebensbauten aller Christen in ihr, das ist das Bauprojekt. Auftraggeber ist Gott der Herr selbst. Die Pläne für das Bauprojekt stammen von ihm. Und die Einebnung und Bodenarbeit, die hat er alle gemacht, und zum Fundament hat er sein eignes Material gestellt. Einen Baumeister für das Projekt hat er auch berufen. Einen, der gerade die Baustelle boykottierte und die Gewerkschaften (unions) auf die Bauleute hetzte: Saulus, den Pharisäer. Ausgerechnet ihn stellt der Herr als Baumeister ein; beruft ihn, lehrt ihn, ordiniert ihn und schickt dann Baumeister Paulus los zur Baustelle. Er setzt mit dem Fundament an. Das muss stimmen, sonst hält das Gebäude nicht stand- Jeder Baumeister weiß es: Das Allerwichtigste auch an herrlichen Gebäuden wie der Kölner Dom ist der Teil, den man nicht sieht – das Fundament.

Um die Gemeinde Gottes zu bauen legt Baumeister Paulus das Fundament, das der Bauherr selbst stellt: Das Fundament ist Christus selbst, und zwar der Christus, den Gott der Herr selbst stellt. Nicht den Wunderheiler Christus, der allen Christen immer Gesundheit garantiert. Nicht den Geldregen-Christus, der allen Christen Reichtum verspricht. Nein: Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. Nichts zu wissen außer Jesus, dem Gekreuzigten! Der und der allein ist es, der den großen hohen Bau der Kirche Gottes trägt und tragen kann: der gekreuzigte Jesus Christus, vielen eine Torheit und ein Ärgernis, um den geht es. Um den, der am Kreuz gestorben ist, um den, der vom Tode auferstanden ist, um den, der aufgefahren ist und lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit, um den! Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Der Baumeister hat diesen Grund gelegt. Für die weiteren Bauarbeiten stellt Gott nun Subunternehmer ein. Sie kommen und bauen auf dem Fundament. Als Paulus ging, bekam die Gemeinde einen Subunternehmer, einen Pastor. Nach ihm kam noch einer. Und das Werk machte Fortschritte, es kamen mehr Baustellen hinzu, mehr Subunternehmer, mehr Pastoren, noch einer, und noch einer, bis hinein ins letzte Jahrhundert, da kamen die Pastoren Stielau, Graustein, Wiesinger, Ahlers, Köhne, Ahlers und nun ich. Wir Pastoren, wir sind Subunternehmer. Unsere Aufgabe ist, auf dem Fundament zu bauen; gutes Baumaterial zu nutzen; und dann auch gerade und ordentlich zu bauen.

Stellt euch vor, ein Baumeister gießt ein starkes Fundament für ein Haus – und dann kommt ein Subunternehmer und baut neu daneben, wo kein Fundament ist. Das wäre nicht nur dumm und gefährlich, das wäre doch lächerlich. Aber genau das machen einige Subunternehmer. Ja, jeder Pastor wird versucht, es zu tun. Auf sich selbst und seine Weisheit und sein Können und seine Gaben zu bauen. Oder sich über den gekreuzigten Jesus Christus zu schämen und einen anderen Jesus als Fundament zu legen, einen, der attraktiver erscheint, einen Toleranz-Jesus, einen Power-Jesus, einen Self-help-Jesus, einen Finanz- und Gesundheitsgaranten-Jesus. Aber solch ein Bau hat nicht Bestand. Er ist wie unser Haus in Pretoria. Es steht nicht auf dem Fundament, das kompromittiert die Kirche, da kann nicht höher gebaut werden, solch eine Kirche muss einfallen. Ja, besser noch, da muss der Herr abreißen, zum Fundament zurückkehren und dort neu bauen lassen! Und Gott sei Dank, dass er das manchmal kräftig tut. Die Kirche wird es ihm danken.

Pastoren sind außerdem dazu berufen, gutes Baumaterial zu nutzen. Das heißt mit dem unfehlbarem und inspiriertem Wort Gottes zu bauen, die reine Lehre nach der Heiligen Schrift zu verkündigen und zu lehren, Gesetz und Evangelium anzuwenden und die Gemeinde immer wieder auf Jesus Christus den Gekreuzigten hinweisen, der sie trägt, der sie stützt, der ihre ewige Beständigkeit garantiert und auf das Leben ausrichtet. Ja, und dann muss der Pastor gerade und ordentlich bauen. Das Material richtig handhaben. Er muss die Lehre richtig anwenden, Gesetz und Evangelium richtig unterscheiden, zur rechten Zeit ermahnen und zurechtweisen und trösten und aufbauen. Das muss alles sein, damit recht gebaut wird am großen Bau. Denn es kommt der Tag, an dem die Arbeit eines jeden Pastors offenbar wird. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass jeder Pastor, jede Kirche auf dem Wort Gottes baut.

Aber, ihr Lieben, ihr ahnt es schon, der Pastor ist nicht allein am Bau tätig. Das ist auch jedes Gemeindeglied. Liebe Konfirmanden, eure Eltern haben euch auf das feste Fundament gesetzt. Ihr seid auf Jesus, den Gekreuzigten getauft worden, schon im Mutterleib habt ihr in Gottesdiensten und Andachten Gottes Wort gehört. Das sind die besten Voraussichten auf eine Ewigkeit mit Christus. Nun stellen sich jedem Christen und somit auch euch, liebe Konfirmanden, drei Fragen, nicht nur heute, sondern jeden Tag eures Lebens: Was ist euer Fundament? Worauf baut ihr euer Lebens- und Glaubensgebäude auf? Ist euch klar, dass allein das Bleiben an der Wahrheit Jesu Christi, an seinem Wort und Werk euch tragen kann? Gehört ihr zu einer Kirche, die klar zu Gottes Wort steht und zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten? Oder schämt sie sich, von einem gekreuzigten Heiland zu sprechen? Das Evangelium von Jesu Opfertod am Kreuz für unsere Sünde, seine Auferstehung zum ewigen Leben ist die lebensnotwendige Grundlage und Zuversicht einer Gemeinde und eines jeden Christen. Wer das Wort Jesu hört und glaubt, der ist wie ein Haus, das auf Felsen gebaut ist. Wenn die Fluten und Stürme kommen bleibt es bestehen.

Vor einigen Jahren stürzte in Johannesburg über der M1 Autobahn eine Fußgängerbrücke ein, die noch nicht einmal fertiggestellt war. Menschen kamen ums Leben, viele wurden verletzt. Eine Prüfung ergab: unzulängliches Material war verbaut, wichtige Teile waren weggelassen, schäbige Arbeit geliefert worden. Welches Baumaterial nehmt ihr? Hier muss ja immer wieder die Frage brennen: Nähre ich meinen Glauben mit guten Gottesdiensten und Predigten und YouTube Clips, oder hole ich mir verlockende Ansprachen auf das Handy und Andachten ins Haus, die aber nicht zur reinen Lehre passen? Geht es mir nur um gute Redner und packende Persönlichkeiten – oder um schriftgemäßen Stoff? Liebe Konfirmanden, gutes Baumaterial habt ihr im Unterricht empfangen, ihr habt das unfehlbare, vom Heiligen Geist eingegebene Wort Gottes kennengelernt, das der Herr Jesus verkündet und befohlen hat. Ihr habt den Schatz der Liebe Gottes in Christus Jesus bekommen. Damit muss alles stimmen, was ihr an Baumaterial für euer Leben anwendet. Ab heute steht euch der Abendmahlstisch offen. Gutes Baumaterial habt ihr also! Taufe, Abendmahl, Gottes Wort, Vergebung der Sünden, Kraft zur Vergebung, Gottes guter Geist!

Außerhalb Pretorias gibt’s ein großes Einkaufszentrum – leer, unvollendet, grau und hässlich. Die haben vor Jahren aufgehört zu bauen. Eine teure Bauruine. Wie sieht es aus mit eurem Leben? Seid ihr noch am Bauen oder ist euer Bau längst eine tote Ruine? Sehr, sehr viele Christen hören nach der Konfirmation, an der Uni, nach der Hochzeit mit dem Bauen auf, verlassen die Kirche, gehen eigene Wege, schließen sich Kirchen an, die nie oder ganz selten von dem Kreuz des Herrn und dem Herrn des Kreuzes sprechen. Oder sie bleiben zwar in der Kirche, bauen aber heimlich auf Manipulation, Steuertricks und schmierigen Deals. Wer so sein Leben baut, verliert seine Seele, dessen Lebensbau wird zur leeren Bauruine. Gott bewahre euch zum ewigen Leben. Der treue Gott verlässt euch nimmer. Verlasst auch ihn nicht!

Am jüngsten Tag wird nämlich meine Arbeit und eure Arbeit durch das Feuer geprüft. Dann fährt fix Gottes Feuer über unseren Gemeinde- und Lebensbau. Da wird sofort deutlich, womit und wie wir gebaut haben, denn nur feuerfestes Material und ein fester Bau bleiben unversengt. Aber stellt euch vor, was der Herr uns hier für Trost spendet: Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. Wie tröstlich: Wer auf dem Fundament Jesus Christus steht, der bleibt in jedem Fall bestehen, denn das Fundament bleibt. Jesus Christus ist für mich. Nichts kann mich von ihm trennen. Auch nicht meine verunglückten Bauversuche, von denen viele vielleicht verbrennen werden. Es kommt also alles auf das Fundament an! Gott gebe es, dass ihr und wir alle sprechen dürfen: „Ich bau im Leben und im Tod allein auf Christi Wunden rot.“

Und dann: Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wisst ihr, ich nannte vorhin den Kölner Dom, diese herrliche Riesenkirche in Köln. Der Bau am Dom begann im Jahr 1248. Den letzten Stein setzten die Bauleute 1880. 632 Jahre dauerte der Bau. Unvorstellbar! Solches Bauen geht nur, wenn jeder auf dem Fundament baut, wenn jeder gutes Material nimmt, wenn jeder nach dem Plan baut. So ist es in der Kirche Gottes. Wir steigen mitten hinein ins Bauprojekt. Wir haben nicht den Anfang gesehen. Wir bauen auf Arbeit, die vor uns geleistet wurde. Aber das Ende – das dürfen wir alle sehen. Solch Generationenbauen lohnt sich doch. So spricht der Herr: Wenn wir auf ihm bauen mit seinen Gaben und in der Leitung des Heiligen Geistes, dann hat unsere Arbeit Bestand für die Ewigkeit! Meine Arbeit. Eure Arbeit. Das macht doch Mut zum Bauen! Das ist für mich das wirklich Schöne an meinem Amt. Ich darf bauen für die Ewigkeit. Und ihr, ihr Konfirmanden, ihr dürft es auch. Deshalb gehen wir heute nicht erschrocken heim mit dem Gedanken: Wie furchtbar, was für eine Verantwortung, können wir überhaupt richtig bauen in der Gemeinde und an unserem Lebenshaus? Sondern wir gehen heim mit dem guten Gedanken: Gott sei Dank haben wir mit Jesus das beste Fundament für unsere Gemeinde und für unser Lebenshaus. Nach seiner guten Richtschnur und mit seiner Hilfe will ich weise bauen. Für andere und für mich. Immer in enger Verbindung mit dem Fundament: Jesus der Gekreuzigte. Auf den kommt alles an. Amen.

SOLI DEO GLORIA

Pastor Dr. Karl Böhmer


12. Sonntag nach Trinitatis (Die große Wende)

Wochenspruch
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Jesaja 42, 3

Introitus – Nr. 53 (Jesaja 29, 18; Psalm 147, 1)

Epistel

Saulus schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe. Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst. Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, aber sahen niemanden. Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus; und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht. [Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias; dem erschien der Herr und sprach: Hananias! Und er sprach: Hier bin ich, Herr. Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet und hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und die Hand auf ihn legte, damit er wieder sehend werde. Hananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wieviel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat, und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle gefangenzunehmen, die deinen Namen anrufen. Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen. Und Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest. Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er wurde wieder sehend; und er stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich. Saulus blieb aber einige Tage bei den Jüngern in Damaskus. Und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, dass dieser Gottes Sohn sei.]

Apostelgeschichte 9, 1 – 9 [10 – 20]

Hauptlied
Nun lob, mein Seel, den Herren 368

Evangelium

Als Jesus fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, dass er die Hand auf ihn lege. Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata! das heißt: Tu dich auf! Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. Und er gebot ihnen, sie sollten’s niemandem sagen. Je mehr er’s aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.

Markus 7, 31 – 37