Im Namen Jesu, liebe Gemeinde
Die meisten von uns sind sich wahrscheinlich gar nicht mehr bewusst, wie viele Regeln da eigentlich sind, die unser Leben hier auf Erden regeln und bestimmen! Viele von diesen Regeln und Gesetzen sind uns wahrscheinlich schon so ins Blut übergegangen, dass sie für uns zu einer Lebensweise und zur Kultur geworden sind! Ja, sie gehören mit zum zivilisierten Leben, wie wir es gewohnt sind! Wir merken es oft erst wieder, dass es diese Regeln gibt, wenn jemand sie vor unseren Augen übertritt oder bricht! Dadurch wird für uns die Lebensweise, wie wir sie gewohnt sind, dann gestört. Es wird ja dadurch sogar auch das Leben in Gefahr gestellt, und es sterben sogar viele Menschen, nur weil die Regeln und Gesetze, z.B. auf den Straßen, immer wieder übertreten werden!
Unser Tages- und Wochenthema, das wir bei der Begrüßung schon gehört haben, sagt es uns auch, dass Gott als der Schöpfer von Anfang an schon das Leben auf dieser Welt unter seine gute Ordnung gestellt hat! Und in der Erklärung vom Ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses heißt es dann auch, dass Gott seine Schöpfung durch diese Ordnungen immer noch, für uns, erhält!
Ihr Lieben, oft sind Regeln, im allgemeinen Sinn, aber auch nicht sehr beliebt! Wir brauchen dabei nur an die „Schulregeln“ und auch die „Hausregeln“ unter denen wir aufgewachsen sind, zu denken! Die Gültigkeit von solchen Regeln ist oft eine Sache der Perspektive! Die Schüler stimmen meistens nicht unbedingt mit den Schulregeln für den Haar Stil und die Kleidung überein. Aber die Eltern und die Lehrer meinen, dass solche Regeln gut sind für die Erziehung! Deswegen kommt es öfter zu Uneinigkeit und sogar zum Ärger, besonders bei den Kindern.
Andererseits gibt es aber auch viele Menschen, die es gerne wollen, dass da feste Regeln und Gesetze sind! Sie wollen nämlich gerne genaustens wissen was richtig und was falsch, gut oder böse ist! Genau wie die Juden in unserem Text, fühlen sie sich geborgen und wohl, wenn sie genau wissen, was von ihnen erwartet wird! Oft erwarten solche Menschen dann aber auch irgendeine Form der Belohnung, wenn sie sich an die Regeln halten! Und gleichzeitig erwarten sie dann auch, dass diejenigen, die diese Regeln übertreten, sofort und hart bestraft werden müssen! Aber, solch eine Haltung ist leider auch nicht immer gut und richtig!
Ihr Lieben, in zwei von unsren heutigen Texten finden wir Jesus im Gespräch mit den Pharisäern! In der Evangeliumslesung geht es besonders um ‚Gottes gute Ordnung‘ für das Ehe- und Familienleben hier auf Erden! Und, der Punkt, der hier zur Debatte steht, ist, wie die Menschen damals schon dabei waren, um daran herumzudeuteln, und wie sie damals schon versucht haben, diese Regelung Gottes zu umgehen! Es ist auf jeden Fall gut, zu hören, wie fest Jesus bei der ursprünglichen Ordnung Gottes stehen bleibt!
Und, in dem Text für diese Predigt, geht es dann um einen anderen Bereich der Ordnungen für das alltägliche Leben. Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren nämlich der Meinung, dass sie durch das strenge, und sehr genaue Halten der Gebote aus ihrer Sicht, Gottes Strafe, die das Volk ja schon öfter getroffen hatte, abwehren und verhüten könnten! Deswegen hatten sie, seit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, über viele Jahre schon versucht, um durch ungefähr 640 selbstgemachte, zusätzliche Regeln, die alle strengstens gehalten werden mussten, zu verhüten, dass die Menschen überhaupt die eigentlichen Gebote Gottes übertreten konnten! Sie hatten also sozusagen doppelte und dreifache Zäune um die eigentlichen Gebote gezogen! Und nun waren sie ständig dabei, um zu kontrollieren, dass die Leute sich auch wirklich an alle diese, menschlichen Regeln, hielten!
Und so waren die Jünger dann auch am Sabbat, beim Ährenausraufen von ihnen ertappt worden! Und so kam es zu dieser Auseinandersetzung, wie wir sie hier in unserem Text gehört haben! Jesus hat damit versucht, ihnen klar zu machen, dass sie die Sache mit Gottes Gesetz ganz falsch verstanden hatten. Sie hatten ihre eigenen Gesetze über die Gebote Gottes gestellt, und ihre Regeln als viel wichtiger als die Gebote Gottes gehalten. Es gab sogar auch für mehrere von diesen Regeln, z.B. der Gotteslästerung, und der Sabbats Entheiligung, bei einer wiederholten Übertretung, die Todesstrafe! Das zeigen uns die Kreuzigung Jesu und auch die Steinigung des Stephanus! Das Prinzip war für sie, dass die Leute, die durch ihre Übertretungen dem Wohl des Volkes schaden könnten, aus der Gemeinschaft entfernt werden mussten!
Ihr Lieben, so nebenbei – die eigentliche Übertretung, um die es sich hier handelte, war nicht Diebstahl! Gottes alttestamentliches Gesetz erlaubte es nämlich, dass man sich auf Kosten der Landwirtschaft sättigen durfte. Im 5. Buch Mose 23, 25 & 26 lesen wir: „Wenn du in deines Nächsten Weinberg gehst, so darfst du Trauben essen nach deinem Wunsch, bis du satt bist, aber du sollst nichts in dein Gefäß tun. Wenn du in das Kornfeld deines Nächsten gehst, so darfst du mit der Hand Ähren abrupfen, aber mit der Sichel sollst du nicht dreinfahren.“ Das Problem war aber, dass die Pharisäer der Meinung waren, dass das Abrupfen von einigen Ähren schon als Arbeit, nämlich Ernten, galt. Und das ausreiben der Körner aus den Hülsen mit den Händen, wurde schon als Dreschen angesehen! Und deshalb war die eigentliche Klage gegen Jesus und die Jünger, Sabbats Entheiligung, weil sie am Sabbat gearbeitet hatten! So lächerlich waren viele von diesen Regeln der Pharisäer!
Und das war es, worum es für Jesus in diesem Text geht. Obwohl Jesus es einerseits andeutet, dass menschliche Regeln und Gesetze nie absolut und unabänderlich sein sollen, heißt er aber andererseits auch nicht die Bandenlosigkeit gut! Jesus sagt bestimmt nicht, dass die Menschen nun keine Regeln und Gesetze mehr zu beachten brauchen, weil der König David es scheinbar ja auch nicht getan hat! Wer aber diese Geschichte von David im 1. Buch Samuels, Kapitel 21, 7 nachlesen will, wird merken, dass David diese Brote nicht auf ungerechte Weise einfach gestohlen hatte, sondern, dass er diese Sache ordentlich mit dem Priester geklärt hatte! Und deshalb durfte er weiterleben und wurde sogar der größte König den Israel je hatte! Und dazu war er auch noch einer der wichtigsten Stammväter Jesu geworden.
Liebe Brüder und Schwestern! Jesus wollte mit dieser Geschichte den Pharisäern nur zeigen, dass sie eine relativ einfache Sache mit ihren hunderten von Regeln, viel zu kompliziert gemacht hatten! Deshalb sagt er im 27. Vers: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ Gottes Gebote sind uns zu unserem Wohl gegeben! Sie sind dazu gedacht, dass alles in dieser Welt nach Gottes Guter Ordnung laufen soll, um es mit den Worten des Themas für diese Woche zu sagen! Und, wir wissen es ja auch, dass wir für unsere Übertretungen der Gebote, immer wieder Gottes Vergebung bekommen können!
Aber die Pharisäer mit ihren vielen Regeln und Gesetzen, hatten aus der Sabbatsheiligung ein Werk gemacht, dass die Menschen erfüllen mussten, um Gott zu gefallen! Dabei ist dann aber auch der Segen, den Gott ihnen durch sein 3. Gebot schenken wollte, verloren gegangen! Das Wort Sabbat bedeutet ja eigentlich „Tag der Ruhe.“ So soll dieser Tag Gott eine Gelegenheit bieten um sich mit den Seinen in Ruhe durch Wort und Sakrament zu vereinen, und ihnen seinen Segen zu geben! Dadurch sollen wir im Glauben, und in der Gewissheit, dass unsre Sünden vergeben sind, wachsen, und wissen, dass wir deshalb auf ewig gerettet sind! Das bringt uns den wahren Frieden und die Ruhe ins Herz und Gewissen!
Ihr Lieben, wir werden aber trotzdem auch wohl alle damit übereinstimmen, dass viele der menschlichen Regeln und Gesetze nötig sind für einen geregelten und ordentlichen Ablauf des alltäglichen Lebens! Dabei brauchen wir nur an die oben genannten Verkehrsregeln zu denken, um zu wissen was hier gemeint ist. Es stimmt allerdings auch, dass die Gebote Gottes für uns Menschen als Riegel dienen, dass heißt, dass sie uns, und auch den Ungläubigen, sichere Dinge glatt verbieten, und dass Gott den Übertretern auch mit Strafe droht! Auch das weltliche Gesetz muss durch ein System von Gericht und Strafe in Stand gehalten werden! Aber in den Dingen wo es um das Reich Gottes geht, tun die Gläubigen was recht ist, nicht als Bedingung für ihre Erlösung, sondern aus Dankbarkeit für ihre Erlösung!
Es ist deshalb Schade zu sehen, wie auch viele Christen es scheinbar nicht mehr für wichtig halten, um mit Gott und ihrem Heiland verbunden zu bleiben! Der moderne Mensch meint oft, dass die Freiheit vom Gesetz, die Christus uns geschenkt hat, bedeutet, dass wir alle nun auch von den Geboten losgekommen sind. Wenn man sich in der Welt mit ihren vielen Problemen umsieht merkt man, wie auch viele Christen nicht mehr ‚mitkommen‘. Das kommt wahrscheinlich daher, weil sie ständig mit den Dingen der Welt beschäftigt sind, während die Gebote Gottes, an die sich nicht mehr halten wollen, immer noch gültig geblieben sind!
Wenn Jesus deshalb zum Schluss in Vers 28 sagt: „So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat,“ dann sagt er uns damit, dass er uns die neue, gute Ordnung Gottes in diese Welt hineinbringt! Durch seinen Tod am Kreuz hat er uns Vergebung der Sünden, Frieden mit Gott und die Gewissheit der ewigen Seligkeit gebracht! Wenn alle Menschen so besorgt um das Ergebnis ihres Lebens währen, wie viele von uns oft über die Ergebnisse beim Sport sind, dann hätten wir wahrscheinlich ab sofort, viel zu wenig Kirchgebäude und Pastoren auf der Welt!
Lasst uns deshalb beten, dass der heilige Geist uns lehren wird, dass Christus uns die Erlösung gebracht hat! Nicht dadurch, dass wir allerhand Regeln einhalten müssen, mit denen wir sowieso nicht immer übereinstimmen! Sondern, dass wir die Erlösung bekommen, allein aus Gnaden durch den Glauben an ihn! Das ist es, was Jesus den Pharisäern damals, und auch uns heute noch, beibringen will! Möge Gott es geben, dass wir in diesem Glauben bis an unser Ende bleiben werden! Amen.
Wir beten: Herr Gott, wir danken dir, dass du uns in deinem Wor, deine gute Ordnung hast wissen lassen! Gib, dass wir in deinen Geboten leben und mach uns immer wieder dankbar für den Segen, der uns durch diese Gebote geschenkt wird! Fülle unsre Herzen auch immer wieder mit dem Verlangen, um mit dir und deinem Sohn, unserem Heiland, Jesus Christus vereinigt zu bleiben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen Leben. Amen.
20. Sonntag nach Trinitatis (Unter Gottes guter Ordnung)
Wochenspruch
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6, 8
Introitus – Nr. 61 (Psalm 119, 89 – 90a; Psalm 148, 12 – 13)
Hauptlied
Wohl denen, die da wandeln 42
Epistel
Wir bitten und ermahnen euch in dem Herrn Jesus, da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut, – dass ihr darin immer vollkommener werdet. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.
1. Thessalonicher 4, 1 – 8
Evangelium
Pharisäer traten zu Jesus und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. [Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach. Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe. Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.]
Markus 10, 2 – 9 [10 – 16]
liturgische Farbe: grün
Festzeit: Trinitatiszeit
Wochenspruch: Mi 6,8
Wochenpsalm: Ps 119b
Eingangspsalm: Ps 19, Ps 36, Ps 67, Ps 84, Ps 113
Epistel: 1. Thess 4,1-8
Evangelium: Mk 10,2-9 (10-16)
Predigttext: 1. Mose 8,18-22
Wochenlied: 295
Erklärung zu den Perikopen:
Die biblischen Predigttexte sind aufgeteilt in die Perikopenreihen I bis VI. Jede Reihe gilt – beginnend mit dem 1. Advent – fortlaufend für ein ganzes Kirchenjahr (aktuelle Reihe = III). Die einzelnen Reihen haben verschiedene Schwerpunkte (Evangelien, Briefe usw.).
I(Evangelium): Mk 10,2-9 (10-16)
II: 1. Thess 4,1-8
III: 1. Mose 8,18-22
IV: 1. Kor 7,29-31
V: Mk 2,23-28
VI: 2. Kor 3,3-9