Gerade neulich hörten wir von dem Farmer, dem Gifsmous und dem Unkraut im Zuckerrohr. Jesus war es, der Herr, der erklärte, das Feld ist die ganze Welt, wie unerhört Freches passiert, wie der Herr den guten Samen des Wortes aussät, und wie dann unsichtbar und unerkannt Satan mit seinem Samen in der Hand Unkraut sät ins gleiche Land. Wir haben gelernt Der Teufel lässt nicht lange auf sich warten, sondern er arbeitet genau da, wo Gottes Wort am Werk ist, ja, er arbeitet genau da, wo Gott auch am Werk ist. Heute sehen wir, wie genau das passiert, nämlich im Hause von Maria und Martha.
Jesus kommt zu Besuch. Jünger sind auch dabei. 13 Männer mindestens. Da haben die Gastgeberinnen alle Hände voll zu tun mit der Bewirtung. Es wird keine Pizza bestellt und auch nicht bei KFC eingekauft, sondern dies ist Slowfood vom Feinsten, alles von Hand gemacht. Maria packt zu Anfang wohl auch an, aber dann hört sie mit, wie Jesus zu den Jüngern redet, sie lehrt, sie unterrichtet, und – sie wird hingezogen, sie hängt an seinen Lippen, ja, und sie vergisst ihren Dienst und setzt sich zu Jesu Füßen und hört gefesselt mit.
Jesus ist also höchstpersönlich dabei, den guten Samen seines Wortes auszustreuen. Aber es sind nicht nur 13 Männer und zwei Frauen im Haus. Nein, der Teufel hat sich auch hineingeschlichen. Und er wagt es, hier im gleichen Haus wie Jesus auch seinen Samen zu säen, das Unkraut. Ihr Lieben, seht wie listig der Teufel ist und wie sehr er unsere Ohren verstopfen und unsere Herzen daran hindern will, Gottes Wort zu hören. Er scheut nicht einmal vor der Kirchentür zurück. Hier, hier wo Gottes Name genannt ist, hier, wo der gute Same ausgestreut wird, hier ist der Teufel auch am Werk. Hier hat er wohl am meisten zu gewinnen! Seht euch vor, habt Acht auf eure Herzen und Gedanken. Denn es gibt nur eines, was wir in diesem Leben und im zukünftigen Leben brauchen: die gnädigen Worte und Gaben unseres lieben Herrn Jesus. Der Teufel weiß, wenn er uns vom Wort des Herrn fernhalten kann, kann er uns von Jesus und vom Himmel, der Auferstehung, dem ewigen Leben fernhalten.
Er benutzt sogar die guten Dinge Gottes, den Kirchgang, gelebte Nächstenliebe, Dienst in der Gemeinde, er benutzt sogar diese Dinge, um euch davon abzuhalten, Gottes Wort zu hören, zu glauben und euch daran zu freuen. Und wie macht er das? Die Heilige Schrift macht deutlich, dass der Teufel drei Pläne hat, um uns davon abzuhalten, Gottes Wort zu empfangen und zu behalten. Plan A ist der Unglaube. Der Teufel will uns dazu verleiten, an Gottes Wort zu zweifeln, aus welchem Grund auch immer. Das kann ein intellektueller Zweifel sein, ein historischer Zweifel, ein kultureller Zweifel, ein persönlicher Zweifel, und man fragt immer mehr: Ist die Predigt nicht eigentlich nur die Privatmeinung des Pastors? Gibt es Gott überhaupt, ist er überhaupt hier, redet er zu mir? Ich sehe nichts… Das ist der Plan A des Teufels: der Unglaube.
Plan B ist ähnlich: die Verzweiflung. Der Teufel möchte, dass ihr an der Barmherzigkeit und Liebe des Herrn verzweifelt oder daran, dass sie euch gilt. Verzweiflung klingt so: „Gut, Jesus ist für Sünder gestorben, aber was habe ich alles Böses getan! Meine Sünde ist so groß, wie kann sie mir je vergeben werden? Ich habe gegen Gott und meinen Nächsten gesündigt, ich habe es immer wieder getan, und ich habe es mit Absicht getan. Wie kann Gott mich liebhaben?“ Das ist Verzweiflung, das ist Plan B.
Aber wenn er uns nicht mit Plan A oder B beikommen kann, dann gibt es noch Plan C: die Ablenkung. Der Teufel möchte, dass wir uns so sehr damit beschäftigten, Gott und unseren Nächsten zu dienen, oder besser noch, uns selbst zu dienen, dass wir uns nicht mehr von Jesus dienen lassen. Das ist es, was mit Martha passiert. Vieles lenkt uns von Gott und seinen Gaben, von den lebensrettenden Worten Jesu ab. Immer, wenn ich die Bibel aufschlage, gibt es auch etwas anderes zu lesen: Eine WhatsApp, eine Nachricht, ein YouTube Video. Es stehen viele Dinge auf unserer To-Do-Liste, zu Hause, bei der Arbeit, in der Kirche. Aber der Teufel lenkt uns am besten ab, wenn er uns auf eine bestimmte gute und gottgefällige Arbeit fixiert, sogar in der Kirche.
Hier bei Martha erkennen wir das Muster der Ablenkung. Eine Abwärtsspirale, die immer schlimmer wird. Zuerst sieht man eine gute Arbeit, die getan werden muss, man weiß, dass sie wichtig ist, also macht man sich gleich an die Arbeit. Martha sieht Jesus kommen, sie weiß, dass er und seine Leute etwas zu essen und zu trinken brauchen, dass das Haus aufgeräumt werden muss, die Betten gemacht, das Essen gereicht. Sie macht sie sich an die Arbeit. Gott will, dass wir einander dienen, also dienen wir. Bis dahin alles wunderbar.
Aber dann passiert noch etwas anderes. Schaut euch die Martha an. Von der Arbeit verlagert sich der Schwerpunkt auf uns selbst. Zuerst ist die Arbeit, der Dienst wichtig, und dann bin es ich. Ich beginne zu denken: „Weil diese Arbeit wichtig ist, bin ich wichtig“. Und diese Selbstherrlichkeit isoliert uns. „Guckt mal, ich bin der Einzige, der diese Arbeit macht.“ Das wird jetzt gefährlich, aber es ist schwierig, das zu erkennen. Schaut Martha an. Wir sind nun die Opfer geworden, weil wir dienen, es gibt sogar ein bisschen Selbstmitleid. Wir fangen an zu denken, dass, wenn wir es nicht täten, niemand es tun würde, und obwohl unsere Arbeit keine Freude macht, machen wir einfach weiter.
Wenn das so weitergeht, verlieren wir die Perspektive, wir vergessen, was wichtig ist, die Arbeit hat uns in Beschlag genommen, wir beginnen zu verbittern. Man wollte doch dem Nächsten dienen! Doch nun distanziert uns der Dienst immer mehr von ihm. „Aber dies ist doch ein gutes Werk“, sagen wir uns. Aber welche Frucht bringt das Werk? Bitterkeit, Stolz, Unzufriedenheit.
Das ist die Abwärtsspirale, in die Martha gekommen ist. Wir können es in den Worten hören: [40] Siehst du, wie isoliert Martha dasteht: „Sie lässt mich allein dienen.“ Sieh die Unzufriedenheit: „Herr – kümmert es dich nicht?“ Sieh die Bitterkeit: „Meine Schwester lässt mich… !“ Dann den Stolz: „Sag ihr, sie soll mir helfen!“ Martha wollte zu Anfang Jesus dienen; jetzt kommandiert sie ihn herum, sagt ihm, was er tun soll, zwingt ihren Willen auf ihre Schwester ab. Nein, der Teufel ist hier nicht zu sehen, doch sein Werk ist schon geschehen.
Im Handumdrehen ist es passiert. Bei Martha hat es nicht lange gedauert, und das könnte auch dir passieren. Und mir. Aber vielleicht merken wir, wenn wir hier die Vorgehensweise des Teufels erkennen, dass es auch ganz allmählich bei uns beginnen kann, viel langsamer als hier… was als freudiger Dienst an Gott und dem Nächsten begann, hat nach Wochen oder Monaten oder Jahren begonnen, uns abzulenken, uns Sorge zu machen, oder Ärger zu bereiten.
Lieber Christ, kommt dir das bekannt vor? Bist du abgelenkt, unruhig über all die guten Dienste, zu denen du dich verpflichtet hast? Machst du dir Sorgen über die Arbeit, die du zu Hause oder hier in Kirche und Gemeinde zu tun hast? Der Teufel liebt es, diesen Trick zu spielen, um uns mit unseren guten Werken abzulenken, mit unserem Dienen, sogar mit unserem Dienst in der Kirche, in unseren Komitees, Gremien, was auch immer. Es ist eine gefährliche Sache.
Wenn du dich in dieser Abwärtsspirale der Ablenkung befindest, wenn du merkst, dass es dir inzwischen um deine Wichtigkeit geht, oder wenn du in der Arbeit, die du tust, vereinsamst, oder wenn du die Perspektive verlierst, oder wenn du keine Freude an deinem Dienst hast, zu dem Gott dich gerufen hat, oder wenn du klagst oder stolz auf die Arbeit bist, die du tust, wenn der Teufel deine guten Werke und deinen Dienst benutzt, um dich von Gottes Wort abzulenken, wenn irgendetwas davon auf dich zutrifft, dann lädt der Herr dich ein, seine liebevollen Worte an Martha zu hören; sie sind für dich: [41c-42]
Heute am Sonntag und in der Passionszeit, die diese Woche beginnt, wollen wir still werden. Und daran denken, wer hier im Gottesdienst wem dient. Uns von dem Teufel nicht ablenken lassen, sondern die Augen und besonders die Ohren und die Herzen richten allein auf ihn, der hierherkommt, um euch zu dienen. Komm in den Gottesdienst und ruhe dich in ihm aus – öffne dich für ihn – höre auf ihn. Packe zu, steck dein leeren Hände in seine Samentasche und geh mit vollen Händen nach Hause. Hier trägst nicht du die Schürze. Sondern er. Hier will der Herr dir dienen. Lieber Christ, keiner nutzt dich hier aus. Wenn er dir dient – und weil er dient – lernst du, recht zu hören und recht aufzunehmen und uns recht dienen zu lassen – und daraus fließt der rechte, freudevolle Dienst als Antwort der Liebe an ihn und an dem Nächsten. Und der Teufel muss selber sehen, wo er mit seinem Samen, mit Unzufriedenheit, Stolz, Bitterkeit, Selbstmitleid bleibt. Nämlich draußen.
Jesus sagt selbst: „Wer ist denn größer: der am Tisch sitzt oder der bedient? Natürlich der am Tisch! Aber ich bin unter euch wie der Diener.“ (Lk 22,27). Nicht dein Dienst macht dich groß. Der Gekreuzigte tut das. So wollen wir uns neben Maria zu Jesu Füßen setzen, alle Sorgen und Emsigkeit und Geschäftigkeit ablegen und hören sein Wort vom Leben und in uns aufnehmen sein Wort von der Vergebung, essen seinen Leib und Blut und empfangen seinen Dienst und werden von seinem Heiligen Geist erfüllt. So dient Jesus uns mit Gaben, die uns niemals genommen werden, sondern bis ins ewige Leben Bestand haben werden. Und das gute Teil – hast du. Amen.
ESTOMIHI (Mit sehenden Augen)
Wochenspruch
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Lukas 18, 31
Introitus – Nr. 20 (Psalm 31, 3b. 4 u 2)
Epistel
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
1. Korinther 13, 1 – 13
Hauptlied
Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt 287
Lasset uns mit Jesus ziehen 304
Evangelium
Jesus fing an, seine Jünger zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.
Markus 8, 31 – 38
liturgische Farbe: grün
Festzeit: Vorfastenzeit
Wochenspruch: Lk 18,31
Wochenpsalm: Ps 31a
Eingangspsalm: Ps 31
Epistel: 1. Kor 13,1-13
Evangelium: Mk 8,31-38
Predigttext: Lk 10,38-42
Wochenlied: 413 und 384
Erklärung zu den Perikopen:
Die biblischen Predigttexte sind aufgeteilt in die Perikopenreihen I bis VI. Jede Reihe gilt – beginnend mit dem 1. Advent – fortlaufend für ein ganzes Kirchenjahr (aktuelle Reihe = III). Die einzelnen Reihen haben verschiedene Schwerpunkte (Evangelien, Briefe usw.)
I(Evangelium): Mk 8,31-38
II: 1. Kor 13,1-13
III: Lk 10,38-42
IV: Amos 5,21-24
V: Lk 18,31-43
VI: Jes 58,1-9a