Ostern (Die Auferstehung des Herrn) – 2025

Zuhause! Der Begriff weckt in uns ein heimeliges Gefühl, Erinnerungen an Liebe und Lachen, Sicherheit und Zugehörigkeit, Wärme und Willkommen. „Zuhause“ bedeutet Papa und Mama, Familienspaß und -spiele, eine nur leicht gekratzte Platte auf dem Plattenspieler, gutes deutsches Essen, tiefen, langen Schlaf. Da haben wir so manche Stunde gesessen da in froher Rund… Hab oft im Kreis der Lieben / im duftigen Grase geruht, / und mir ein Liedlein gesungen, / und alles war wieder gut. Es ist nirgends besser als daheim. Ob Osten oder Westen – zu Hause ist’s am besten. Ostern bedeutet: Wir gehen nach Hause.

Inwiefern? Jesaja spricht Israeliten an, die weit weg von zu Hause sind. Eine furchtbare Realität namens Babylon war über sie gekommen, ein feuerspeiender Drache, der alles zerstört. Im Jahre 587 v. Chr. beschloss das Reich, Jerusalem ein für alle Mal zu zerstören. Archive belegen, dass die Babylonier Jerusalem so beschrieben: „dass diese Stadt eine aufrührerische Stadt ist und Königen und Provinzen Schaden gebracht hat und man in ihr auch von alters her Aufruhr gemacht hat – darum ist diese Stadt auch zerstört worden“ (Esra 4,15).

Die Judäer leben in Flüchtlingsunterkünften in einem Land mit Kanälen und Stufenpyramiden und dem Tigris und dem Euphrat, dem Ischtar-Tor und Standbildern von Marduk. Sie haben Juda und Jerusalem und den Jorden vertauscht mit babylonischen Bauten von Nebukadnezar. Die Judäer haben keinen König, keinen Tempel, keine Königsstadt, kein Land, kein Opfer, keine Hoffnung und keine Zukunft. Ob Osten oder Westen – zu Hause ist’s am besten!

Doch die Gefangenen sind weit weg von zuhause; und mehr noch, sie sind weit weg von dem Vater. Wie der verlorene Sohn hatten die Israeliten ihren Teil der Erbschaft eingefordert, sich nach fremden Städten aufgemacht und alles verprasst und verplempert. Eine lange Liste: verführerische Baalsgottesdienste, verlockende assyrische Göttinnen, verdrehtes Recht und Gerechtigkeit, wertlose Anbetung, Irrlehre und Irrglaube. Am 19. August 587 v. Chr. wurde Jerusalem zerstört. Es war der Tag, an dem die Musik aufhörte zu spielen.

Einige von uns sind weit weg von zuhause, aber was noch wichtiger ist, wir befinden uns alle weit weg von Gott dem Vater. Das ist eben die Art und Weise, wie wir leben. Wir stecken in einer Gefangenschaft, die wir uns selbst eingebrockt haben. Wir fordern unsern Teil der Erbschaft ein und dann laufen wir gleißenden Irrlichtern nach. Wir tauschen unsere Taufversprechen ein gegen leere Lebensweisen und aufgeblasene Selbstwertgefühle. Und dann drückt der Satan uns in die Ecke und ruft: „Gott ist mit dir fertig! Mit dir ist’s aus und fertig vorbei!“

Aber – Gott spricht zu seinen Gefangenen! “Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden; Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.

Gerade dann, als die Musik aufhörte zu spielen, gerade, als es schien, als wenn Israels Geschichte zu Ende geschrieben sei und alle nach der Pfeife der erbärmlichen Babylonier tanzen, sorgt der Herr für Schock und Überraschung, indem er seinen Messias Kyrus erweckt, der Babylon besiegt und die Gefangenen freilässt. Freilässt! Ein Knecht wird um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Durch seine Wunden! Der Höhepunkt von Gottes Wirken in Jesaja 40–55 ist sein Versprechen, die Gefangenen nach Hause zu führen.

Dieses Versprechen garantiert Gottes allmächtiges Wort. Jesaja hatte versprochen: „das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich“ (40,8). Nun verspricht der Herr, dass dieses gleiche Wort nicht wieder leer zu ihm zurückkommt. Damit ist die Sache erledigt! Er sagt es – wir glauben es.

In Bethlehem nahm dieses mächtige Wort Fleisch und Blut an. Jesus hat ein Herz. Er weiß, wie das ist, weit weg in die Fremde zu gehen. Weit weg von zuhause zu sein. „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Lk 9,58); aber was noch wichtiger ist: Er war weit weg von seinem Vater. Jesus wurde verraten, bespuckt, ausgepeitscht. Ausgestreckt auf dem Kreuze schreit er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46) Es war der Tag, an dem die Musik aufhörte zu spielen. Doch am dritten Tage steht er leiblich auf von den Toten, und das Lied, die große Sinfonie des Lebens geht weiter.

Einige von euch fühlen sich einsam und verlassen, seitdem der Papa oder die Mama, der Ehemann oder die Ehefrau gestorben sind, seitdem das Kind beerdigt wurde, seitdem der Arzt die Diagnose gestellt hat, seitdem die Bank die Leihe nicht bewilligt hat. Einige von euch mussten euer Zuhause verlassen.

Aber der Herr macht ein Versprechen, das wir nicht laut und deutlich genug hören können: Ostern bedeutet, dass wir nach Hause gehen! Jesus ruft euch zu: „Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben.“ (Joh 14,19) Weil Jesus auferstanden ist, werden wir am Jüngsten Tage auch auferstehen. Und dann wird er uns nach Hause bringen, in das neue Jerusalem, in das warme Licht des Wohlseins, in die Behaglichkeit der Heimeligkeit: zu Hause, wo des Vaters Arme auf dich warten, wo kein Schmerz und keine Tränen und kein Krebs und keine Entzündung und kein Altern und keine Krankheit und keine Depression und kein Tod und kein Ende sein wird!

Jesus verspricht: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen“ (Joh 14,2) Es wird alles gut. Dein Leben hat ein wunderbares Ziel. Nein, kein Schülerheim und kein Dorm und keine Baracke und keine Studentenwohnung, und auch kein herabgekommenes Hotelzimmer. Sondern es wird unendlich besser! Das beste Gewand ist parat, der Ring des Vaters liegt bereit und die Schuhe auch, der Preis ist bezahlt, die Party vorbereitet, das Opfer vollbracht; Er ist bereit, die Arme weit, der Vater wartet schon, zu sprechen: … „dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden“ (Lk 15,24).

Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden; Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.“ (Jes 55,12) Und wir?

Drum wir auch billig fröhlich sein,

singen das Halleluja fein

und loben dich, Herr Jesus Christ,

zu Trost du uns erstanden bist.

Wir singen ein ewiges, endloses, grenzenloses Halleluja. Und wieso? Wir gehen nach Hause! Amen.

Soli Deo Gloria


Wochenspruch

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Offenbarung 1, 18

Epistel

Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.

1. Korinther 15, 1 – 11

Hauptlied
Christ lag in Todesbanden 181
Erschienen ist der herrlich Tag 183

Evangelium

Als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und den Leichnam Jesu zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.

Markus 16, 1 – 8