Reformationsfest (Das ewige Evangelium) – 2019

Reformationsfest 2019

Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Text: Jesaja 62, 6 – 7 + 10 – 12

6O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, 7lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! 10Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! 11Siehe, der HERR lässt es hören bis an die Enden der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! 12Man wird sie nennen „Heiliges Volk“, „Erlöste des HERRN“, und dich wird man nennen „Gesuchte“ und „Nicht mehr verlassene Stadt.“

Lasst uns beten: Herr Gott, lieber himmlischer Vater, wir danken dir, dass wir heute den Gedenktag der Reformation feiern dürfen. Wir bitten dich, komm und erneuere auch unsre Herzen durch die Kraft deines Wortes, durch das du heute zu uns reden willst. Komm, lieber Herr, und segne jetzt unser Reden und unser Hören. Amen.


 Im Namen Jesu, liebe Gemeinde

Gott hatte dem Propheten Jesaja ein sehr weites Feld von Prophezeiungen und Botschaften für das Volk Juda gegeben. Da waren Voraussagen von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft, die sich schon zu seinen Lebzeiten erfüllt hatten. Dann waren da aber auch Botschaften von Trost und Hoffnung, wie diese, die zum Teil von der Rückkehr aus der Gefangenschaft und dem Wiederaufbau der Stadt Jerusalem und des Tempels handelt. Die wichtigsten Prophezeiungen Jesajas sind aber die vielen, wie auch hier im 11. Vers, die von dem kommenden Messias und seinem Wirken auf Erden, und von dem neuen Volk Israel, dass als Folge davon entstehen würde, handeln.

Diese Vorhersagen haben sich natürlich erst nachdem der Prophet schon längst gestorben war, erfüllt. Und, einige sind sogar noch in dem Prozess sich zu erfüllen, wie z. B. die Wiederkunft Jesu, auf die wir als christliche Kirche sehnsüchtig warten. An jedem Sonntag sagen oder singen wir im Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten! Damit bestätigen wir die Tatsache, dass wir den Versprechen, die Gott uns durch die Propheten, durch seinen Sohn, durch die Apostel und Evangelisten gegeben und in der Bibel hat aufschreiben lassen, auch wirklich glauben und sie als die Wahrheit annehmen.

Der Wert von den Prophezeiungen, die sich schon erfüllt haben ist ja, dass wir dadurch erkennen sollen, dass Gott wirklich zuverlässig ist! Sie dienen sozusagen als ein „Führungszeugnis“ für Gott, in dem uns Mut zum Glauben gemacht wird! Im alltäglichen Leben vertrauen wir ja auch den Leuten, die ein gutes Zeugnis über ihre Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit mitbringen. So werden wir auch durch diese Berichte dazu ermutigt, uns ganz auf Gott zu verlassen! Er verlässt diejenigen, die an ihn glauben, nicht!

Liebe Gemeinde, heute denken wir nun wieder an den Anfang der Reformation, vor 502 Jahren, am 31. Oktober, 1517 zurück. Dieser Tag will uns daran erinnern, dass wir als Glieder der Kirche immer im Dienst Gottes stehen. Deshalb müssen wir auch immer wieder zu seinem Wort zurückkommen und das, was er uns darin sagt, auch wirklich beachten und tun!

Die Rückkehr aus der Gefangenschaft war damals ein Grund zur großen Freude für das Volk Juda. Aber, sie haben es sehr bald gemerkt, dass es nicht alles so rosig war, wie sie es sich vorgestellt hatten. Sie kehrten zurück zu den Ruinen ihrer geliebten Stadt mit dem Tempel! Alles war zerstört und zur Wüste geworden! Das waren wirklich nicht angenehme Umstände, aber Gott hat ihre Arbeit gesegnet! Der Wiederaufbau gelang in kürzester Zeit! Und dann konnte das Leben so langsam wieder normal werden. Aber, wie schon so oft zuvor, hatten sie Gott und sein Versprechen von dem kommenden Messias auch bald wieder vergessen. Sie fingen sehr bald wieder an, sich auf das, was sie gerade gebaut hatten zu verlassen, statt auf Gott.

Dieses war auch die Zeit in der die meisten von den über 600 zusätzlichen Regeln und Gesetzen, von denen wir schon öfter gehört haben, entstanden sind. Das hat dann aber alles nur zu einer Kultur der Werkgerechtigkeit geführt! Das bedeutete, dass die Juden die Seligkeit erwarteten, weil sie das Gesetz so perfekt gehalten hatten! Sie waren so sehr von dieser falschen Vorstellung verblendet, dass sie später auch Jesus, als den verheißenen Messias, nicht mehr erkennen konnten! Und zum Schluss sind die Römer im Jahr 70 AD gekommen und haben noch einmal den Tempel und die ganze Stadt Jerusalem vernichtet!

Es ist wahrscheinlich leicht für uns, um sie zu kritisieren und mit dem Finger auf das auserwählte Volk zu zeigen. Aber, bleiben wir denn bei dem, was Gott uns in seinem Wort gesagt hat? Oder machen wir nicht auch oft, einfach was wir wollen? Wie vergleicht sich denn unser Leben im Alltag mit Gottes Wort, z.B. da wo es heißt, dass wir „ihn über alle Dinge lieben sollen, und unseren Nächsten so, wie wir uns selbst lieben?“

Liebe Gemeinde, die Reformation hat auch mit dem Aufruf zur Umkehr und zur innerlichen, geistlichen Erneuerung begonnen. Deshalb heißt die erste der 95 Thesen, die Dr. Martin Luther an dem 31. Oktober, 1517 veröffentlich hat, nicht: „Auf, lasst uns mit Rom brechen, weil sie soviel Falsches lehren und tun!“ sondern: „Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus sagt: `Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen,` so will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sein soll!“

Damit wird bestätigt, dass es sich wirklich um eine Herzenssache handelte, um eine innerliche, geistliche Erneuerung, auch bei uns allen! Und so müssen wir uns selber auch immer wieder fragen, was denn eigentlich der Sinn davon ist, dass wir im 21. Jahrhundert noch zur Kirche gehören. Sind wir nur hier weil wir sichere Traditionen bewahren wollen? Oder geht es bei uns wirklich um Reue, Buße und die Vergebung der Sünden? Wollen wir uns wirklich durch Gottes Wort und seine Sakramente im Glauben stärken lassen? Oder ist das nur eine Nebensache und ist die Gemeinde für uns eher ein sozialer Klub wo wir Gesellschaft mit gleichgesonnenen Menschen finden und pflegen wollen?

In unserem Text sagt Gott uns dazu etwas, das wir sehr leicht übersehen und sogar vergessen. Es handelt sich dabei um den Auftrag, ständig im Gebet mit ihm verbunden zu bleiben! Im ersten Vers aus dem Text lesen wir: 6O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, 7lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden!“ Ja, liebe Brüder und Schwestern, wir, du und ich sind jetzt diese Wächter auf der Mauer! Wir sind beauftragt, ohne Unterlass zu beten, und Gott daran zu erinnern, dass er seine noch ausstehenden Versprechen erfüllen möge! Das bedeutet nicht, dass wir nun alle nur noch mit gefalteten Händen herum laufen sollen! Es bedeutet auch nicht, dass wir nun in der Gemeinde eine nimmer endende Gebetsrunde anstellen müssen! Es bedeutet aber, dass wir unser ganzes Leben in den Dienst Gottes stellen sollen! Wir sollen uns dessen bewusst bleiben, dass er immer bei uns sein will. Wie es im Brief an die Kolosser 3, 17 gesagt ist: „Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn!“

Aber, liebe Gemeinde, wenn wir ehrlich sind, müssen wir alle zugeben, dass wir weit hinter sind wenn es zur Erfüllung dieses Gebots kommt. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass wir uns selbst von Gott lösen, weil wir die Kraft des täglichen Gebets nicht mehr Ernst nehmen. Im Katechismus lesen wir im 3. Hauptstück, dass Gott unsere Gebete eigentlich gar nicht braucht, sondern, dass er die Welt trotzdem nach seinem heiligen Willen regiert. Aber, er will dennoch, dass wir darum beten sollen, weil er sich nämlich niemandem aufzwingt. Er schlägt nicht einfach die Tür unserer Herzen ein, wenn er zu uns kommt, sondern er klopft an! Und dann wartet er, dass wir ihm öffnen, und ihn hinein lassen! So wartet er auch auf dein und mein Gebet! Und er will unsere Bitten nach seinem weisen Ratschluss hören und erfüllen, so, wie es für uns zum Besten ist!

Ein zweiter Aspekt, der in unserem Text genannt wird ist, dass wir Menschen einladen sollen um zu Christus zu kommen. 10Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Hier wird uns gesagt, dass wir die Leute nicht nur einladen sollen, sondern, dass wir ihnen auch helfen sollen, damit sie im Glauben wachsen und zunehmen können! Wir dürfen wissen, dass es immer der Heilige Geist ist, der den Glauben in den Herzen der Menschen weckt. Aber der Teufel gebraucht uns nur zu gerne, um diesen Glauben wieder zu zerstören! Das tut er dadurch, wie wir mit einander umgehen; was wir zu und über einander sagen; worüber wir reden und wie wir im Alltag auftreten! Wir müssen dabei immer daran denken, dass eine Tat die gleiche Auswirkung hat wie 1000 Worte, im positiven und auch im negativen Sinn!

So sollen wir das Evangelium als die Gute Nachricht, dass der Erlöser gekommen ist, ausbreiten! Dabei sollen wir uns davor hüten um ein abgewässertes Evangelium zu verkündigen, nur weil wir meinen, dass wir damit mehr Menschen locken wollen. Als die Reformation anfing war das Zentrum das Evangelium in seiner vollen Wahrheit und Klarheit, nämlich, dass wir Menschen alle Sünder sind und, dass wir deshalb den Erlöser brauchen! Jesus Christus ist in diese Welt gekommen und ist am Kreuz gestorben um für unsere Sünden zu bezahlen! Nun sind alle, die an ihn glauben, gerettet!

Diese Botschaft muss ständig durch unsere Gebete begleitet werden! Der Glaube in uns Menschen ist nämlich keine feste Sache. Wenn man sieht wie viele Leute vom Glauben abfallen, dann kann man merken, dass der Glaube nicht bei der Konfirmation ein für allemal gefestigt worden ist! Nein, er muss ständig von unseren Gebeten getragen werden! Jesus hat selber zu Petrus gesagt (Lukas 22, 31 & 32): „Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Wir werden alle ebenfalls durch dieses Gebet des Herrn getragen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch für und mit einander um diesen Glauben beten.

Liebe Gemeinde, wir sind Teil der Kirche der Reformation! Das ist aber kein Grund zur Überheblichkeit, sondern zur Dankbarkeit! Uns ist der Schatz des Evangeliums anvertraut! Deshalb müssen wir auch diese Gute Nachricht in alle Welt ausrufen! Damals mussten die Wächter oben auf den Mauern der Städte die Bewohner informiert halten über das, was draußen, außerhalb der Stadt passierte! So sollen wir den Menschen in der Welt berichten, dass Gott auch sie durch den Glauben an Jesus zur ewigen Seligkeit ruft! Und wir müssen zu Gott beten und ihn immer wieder daran erinnern, dass er uns die Wiederkunft seines Sohnes, der uns zu sich in den Himmel holen wird, versprochen hat. Amen.

Wir beten: Lieber himmlischer Vater, wir danken dir, dass du das wahre Evangelium in der Reformation wieder aufgedeckt hast! Gib uns den Mut und die Kraft um diese Botschaft auch an diejenigen, die um uns arbeiten und wohnen weiter zu sagen. Lass uns nie vergessen, dass wir auch dafür beten sollen, dass der Glaube in uns und allen Menschen wachsen möge! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen Leben. Amen.


Reformationsfest (Das ewige Evangelium)

Tagesspruch Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

1. Korinther 3, 11

Introitus – Nr. 72 (Psalm 56, 5; Psalm 46, 2)

Epistel

Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Römer 3, 21 – 28

Hauptlied
Nun freut euch, lieben Christen gmein 240
Ist Gott für mich, so trete 284

Evangelium

Als Jesus aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. [Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.]

Matthäus 5, 1 – 10 [11 – 12]