Loot, Takealot, Bobshop, Amazon und Temu und wie sie heißen mögen bieten heute eine schier grenzenlose Auswahl an Produkten, die man über das Internet kaufen kann. Aber nicht nur Shampoo und Dosenbier sind online zu beziehen, sondern auch Predigten und Gottesdienste, insbesondere seit der Corona-Krise. Über das Internet haben wir Zugang zu einer grenzenlosen Bandbreite an Predigern und Kirchen und religiösen Anbietern. Und da ist sogar das schlechteste Bier besser als manches, was man so an religiösen Angeboten findet. Da stellt sich die Frage: Wie wähle ich aus? Woran erkenne ich einen guten Prediger? Ist es derjenige, der die besten Geschichten erzählt? Ist es derjenige, der sich am besten vorbereitet? Ist es derjenige, der sich am wenigsten vorbereitet? Liegt es am Charisma? Oder an den meisten Likes?
Vielleicht müssen wir die Frage anders stellen: Wie kann ich beurteilen, ob ein Prediger so recht nach Gottes Herzen predigt – oder nicht? Das war die große Frage auch zur Zeit des Propheten Jeremia. Da gab es nämlich viele Möchtegernprediger, die den Menschen Gottes Willen verkünden wollten, eine breite Auswahl an Predigern und Möchtegernpropheten, die redeten und Menschen zu gewinnen suchten, die hoch und heilig versprachen, Gottes Wort und Willen zu predigen. Und irgendwie mussten die Hörer unterscheiden. Es gab beeindruckende Redner, die packend predigen konnten, begeistert erzählen konnten, bewegend und überzeugend sprechen konnten – aber lauter unterschiedliche Dinge sagten. Denn die große Frage war: Was wird aus uns? Geopolitisch war Gottes Volk in den Kampf zwischen den Großmächten der Zeit geraten, die Lage wurde immer brenzlicher, und einige Prediger hatten gesagt: Das ist das Ende, bald geht alles unter, es kommt Krieg und Tod!
Wer waren die beliebten Prediger dieser Zeit? Es waren diejenigen, die den Menschen geschickt Honig um den Bart schmieren konnten, die aufstanden und Menschen beruhigten und sagten: „Keine Angst! Es wird keinen Krieg geben. Gott der Herr hat mich geschickt, und er sagt: Ihr werdet Frieden haben.“ Es waren die Prediger, die aufstanden und den reichen und mächtigen und einflussreichen Menschen der damaligen Zeit sagten: „Ruhig Blut! Ihr macht das gut. Gott lässt sagen: Hier habt ihr 10 Tipps, euer Geschäft noch erfolgreicher zu machen.“ Es waren die Prediger, die aufstanden und zu allen, die ihr eigenes Ding drehten, sagten: „Entspannt euch. Der Herr ist zufrieden. Weiter so. Bereitet euch vor auf das blühendste Geschäft eures Lebens.“ Das waren die beliebten Prediger der damaligen Zeit. Sie galten als gute Prediger. Sie redeten, wie im Jahre 1912 Experten behaupteten, dass die Titanic nie sinken würde und unterwegs nur gutes Wetter haben würde.
Und Jeremia? War er beliebt? Wurde er zu Partys eingeladen, um den Gästen geflügelte Worte zu sagen? Strömten die Menschen unter seine Kanzel, rangen sie um Plätze, ihn zu hören? Fragen wir ihn doch selbst. Jeremia sagt: „Herr, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen … ich bin zum Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich. Denn sooft ich rede, muss ich schreien; »Frevel und Gewalt!« muss ich rufen. Denn des Herrn Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden täglich. Da dachte ich: Ich will seiner nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, verschlossen in meinen Gebeinen.“ (20,7f) Jeremia war nicht Prediger geworden, um beliebt zu werden oder Einfluss zu gewinnen. Er predigte, weil er musste, weil er nicht anders konnte, weil er sich nicht wehren konnte. Aber er war kein beliebter Prediger. Jeremia ärgerte sich über seine Berufung, und die meisten hassten seine Predigt. Denn der Herr ließ Jeremia für undankbare Menschen auftreten. Und hieß ihn unbequeme Dinge predigen. Jeremia musste dem Volk das Letzte sagen, was es hören wollte, nämlich dies: „Es wird keinen Frieden geben. Ihr werdet zu Schaden kommen. Es kommen Krieg und Gericht. Ihr wolltet nicht auf den Herrn hören, ihr wolltet nicht zu ihm umkehren, ihr weigertet euch, Buße zu tun; ihr habt es so gewollt, und so kommt es auch.“
Warum war Jeremia so unbeliebt, warum versuchte er sogar, sich gegen die Verkündigung von Gottes Wort zu wehren, warum hassten die Menschen, was er zu sagen hatte? Weil Gottes Wort uns oft gegen den Strich geht. Es verdammt uns, wenn wir stolz auf etwas sind, und es tröstet uns, wo wir selbstständig sein wollen. Weil Gottes Wort uns oft nicht sagt, was wir hören wollen. Weil Gottes Wort in unser Ohr eindringt wie eine Motte, die nicht mehr herauskommt: Es macht Lärm, es ist unbequem und wir wollen ihm oft ausweichen.
Wer sind heutzutage beliebte Prediger? Das sieht man an der Anzahl Likes, die Prediger bekommen, und an den Millionen Dollars, die sie verdienen. Es sind die Prediger, die aufstehen und sagen, was der Zeitgeist sagt, was die Menschen hören wollen: „Denkt positiv; vergesst das viele Gerede über Sünde. Gott will, dass du reich wirst! Gott will, dass du erfolgreich wirst. Gott will, dass du gesund bist. Unbedingt! Gott ist ein Gott der Liebe und der Toleranz. Viele Wege führen zu ihm. Kirchen sollten sich nicht um Lehre und Bekenntnisse kümmern, sondern um neue Eingebungen von Gott. Sie sollten Machtworte sprechen, um die Welt zu ändern.“ Es sind die Prediger, die sich hinstellen und sagen: „Solange ihr es gut meint, wird Gott es anerkennen, wird es euch auch gut gehen.“ Es sind die Prediger, die nicht Gesetz predigen, sondern nur Toleranz für alles. Und das wird zum neuen Maßstab, sodass manche meinen, wenn eine Predigt den Menschen rührt und bewegt und begeistert, dann (und nur dann) ist es auch eine gute Predigt. Das sind die beliebten Prediger der heutigen Zeit. Und so war es zu Jeremias Zeit auch.
[18.21f.] Stattdessen ermutigten die falschen Propheten die Menschen zum Weitermachen, sie verkündeten ihre eigenen Träume und suchten Popularität, indem sie das Volk mit schmeichelhaften Predigten täuschten. Die Strafe des Herrn für diejenigen, die betrügen, und für diejenigen, die betrogen werden, ist die Täuschung selbst. Woran erkennt man einen guten Propheten? Die beste Antwort ist die, die der Herr gegeben hat: Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet, nicht eintritt oder sich nicht erfüllt, dann ist das eine Botschaft, die der Herr nicht gesprochen hat. Der Prophet hat vermessen geredet (Dtn 18,21f). So hat der Herr den Maßstab für die Richtigkeit gesetzt. Und so ist es auch gekommen. Es ist eingetreten, was Jeremia gesagt hat. Und das ist der Grund, wieso wir das Buch Jeremia in der Bibel haben und nicht das Buch Hananja oder irgend Bücher oder Predigten der falschen Propheten seiner Zeit. Aber diese Einsicht ist den Menschen von heute verlorengegangen. Das ist gerade das Erstaunliche unserer Zeit, dass weltbekannte Prediger Dinge vorhersagen, die nie in Erfüllung treten, und dennoch werden sie mit jedem Tag reicher und beliebter. Und das Gegenteil ist auch der Fall. Nehmen wir zum Beispiel die Corona-Krise von 2020-2023. Wie viele der selbsternannten Apostel und Propheten, die auf neue Eingaben von Gott pochen, haben die Corona-Krise vorhergesagt? Nicht einer. Kein Sterbenswörtchen hat man darüber gehört. Aber an Nachlauf und Beliebtheit hat keiner etwas deswegen eingebüßt. Das soll uns etwas lehren.
Aus Jeremias Predigt sollen wir lernen, was gute Predigt ist und was nicht, und wer predigen sollte und wer nicht. Der Herr will erstens keine selbsternannten Prediger. Deswegen haben wir uns darauf geeinigt, dass niemand in der Kirche öffentlich lehren oder predigen oder die Sakramente reichen soll ohne ordnungsgemäße Berufung. Zweitens: Gott widerspricht seinem eigenen Wort nicht. Er ist nicht manchmal ein Gott des Gesetzes oder ein Gott des Alten Testaments, und dann wieder ein Gott der Liebe oder des Neuen Testaments; nein, er ist ein und derselbe. Und sein Wort ist immer zuerst Gesetz, dann Evangelium. Den Sündern, die in ihrer Sünde beharren und deren Herzen verhärtet sind, verkündet Gott immer das Gesetz. Und sein Gesetz sagt: „Tut Buße! Kehrt um von eurer Sünde! Es kommt ein unbarmherziges Gericht über jeden, der nicht Buße tut und an Christus glaubt.“ So unbeliebt das auch ist, es ist das Wort Gottes. Aber den Sündern, die ihre Sünden bereuen und sich ihm mit Reue nähern, die glauben und getauft sind, verkündet Gott immer das Evangelium. Und sein Evangelium sagt: „Mein Gericht ist schon gekommen – nämlich auf meinen Sohn Jesus Christus.“ „Wer sein Wort hört und dem glaubt, der ihn gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24)
Woran erkennt man einen guten Prediger? Nicht unbedingt am Gefühl, das er auslöst! Sondern es ist der, der den vollen Ratschluss Gottes in Wahrheit und Reinheit predigt, wie ihr ihn aus dem Katechismus gelernt habt. Der, der selbst nichts ist, während Gottes Wort alles ist. Der ja sagt, wo Gott ja sagt, und nein sagt, wo Gott nein sagt. Beides muss da sein, das Ja und das Nein. Und fragt euch: was lässt er aus? Was sagt er nicht? Wo kommen die Sakramente in seiner Predigt vor? Und welchen Christus verkündet er – ist es der gekreuzigte Christus? Ein rechter Prediger predigt das Wort zur Zeit und zur Unzeit – wenn Menschen es gerne hören und wenn nicht. Er ermahnt, weist zurecht, tröstet und gibt nicht der Versuchung nach, das zu predigen, was juckende Ohren hören wollen. Hier ist die gute Nachricht: Wer in Gottes Wort verwurzelt ist, kann unterscheiden bei dem, was er hört, ob es Gottes Wort ist oder loses Geschwätz und Schmeichelei. [28b-29] Es ist Gottes Wort, das stolze Herzen zertrümmert wie ein Hammer die Felsen, es ist Gottes Wort, das den Christen aufbaut, wie kein Menschenwort es kann, dass er seine Zuversicht setze auf Gott den Herrn. Das ist das Ringen eines jeden treuen Predigers und Zuhörers; dies zu erkennen und zu empfangen und danach einzuschätzen, gerne zu hören und lernen und tun. Gott gebe uns dazu allen Christi Sinn. Amen.
Wochenspruch
Christus spricht: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. Lukas 10, 16
Introitus – Nr. 42 (Psalm 34, 23 u 2 u 5)
Epistel
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.
. Johannes 4, 16b – 21
Hauptlied
Nun bitten wir den Heiligen Geist 216
Evangelium
Jesus sprach: Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte, sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt. Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.
Lukas 16, 19 – 31
liturgische Farbe: grün
Festzeit: Trinitatiszeit
Wochenspruch: Lk 10,16
Wochenpsalm: Ps 34a
Eingangspsalm: Ps 19, Ps 36, Ps 67, Ps 84, Ps 113
Epistel: 1. Joh 4,16b-21
Evangelium: Lk 16,19-31
Predigttext: Joh 5,39-47
Wochenlied: 124
Erklärung zu den Perikopen:
Die biblischen Predigttexte sind aufgeteilt in die Perikopenreihen I bis VI. Jede Reihe gilt – beginnend mit dem 1. Advent – fortlaufend für ein ganzes Kirchenjahr (aktuelle Reihe = III). Die einzelnen Reihen haben verschiedene Schwerpunkte (Evangelien, Briefe usw.).
I(Evangelium): Lk 16,19-31
II: 1. Joh 4,16b-21
III: Joh 5,39-47
IV: Jer 23,16-29
V: Mt 9,35-38; 10,1 (2-4) 5-7
VI: 5. Mose 6,4-9